Enttäuscht von deiner Gemeinde?

Enttäuscht von deiner Gemeinde?

In eine Gemeinde zu gehen, ist wunderbar. Wären da nur nicht die anderen Menschen. Die eine Frau singt zu laut und schief, der andere grüßt mich nicht und überhaupt. Oder?

So geht es mir manchmal. Da sitze ich auf dem Stuhl und kämpfe mit meinen Gefühlen. Nehme ich das alles um mich herum zu ernst oder interpretiere ich manches falsch?

Als ich gestern den Beitrag schreiben wollte, hatte ich ein ganz anderes Thema im Sinn. Aber da erinnerte ich mich an einen Bruder, der einer Gemeinde den Rücken gekehrt hat. Ich habe mehrmals versucht, ihn zu ermutigen, wieder in eine zu gehen, aber konnte ihn nicht dazu bewegen. Seine Meinung stand fest, ohne Gemeinde war er besser dran. Zu oft wurde er von diesen Menschen enttäuscht. Außerdem war er verheiratet und hatte Freunde. Er braucht keine Gemeinde.

Mich macht das traurig.

Weil, trotz einiger großer Krisen die ich in meiner Gemeinde hatte und wohl haben werde – möchte ich sie nicht mehr missen! Ist das ein Widerspruch an sich? Ich denke nicht.

Dieser Beitrag soll eine Ermutigung all jener sein, die gerade eine Krise durchleben und mit den Gedanken spielen, aus ihrer Gemeinde auszutreten. Falls du ein konkretes Problem hast und keinen Christen, der dir zuhört – schreib mir. Ich helfe gerne!

Zuallererst müssen wir klären, woher die Enttäuschung rührt. Ob die Gründe am Anderen liegen oder an mir selbst, weil ich eventuell zu hohe Erwartungen stelle. Außerdem möchte ich in einem Absatz auf den geistigen Missbrauch eingehen, der auch in einer Gemeinde anhand von Einzelpersonen auftauchen kann. Diese Geschehnisse darf man nicht ignorieren, noch kleinreden! Geistiger Missbrauch kann großen Schaden anrichten, bis derjenige, der den Schaden erlitt, nie wieder eine Gemeinde von innen betritt.

Enttäuscht – warum?

Enttäuscht von deiner Gemeinde?

Im Leben eines Christen ist die Krise ein ständiger Begleiter. Entweder wir haben sie überwunden, stehen kurz davor oder stecken mitten in einer.

Ich kenne kein Kind Gottes, das keine Krise kennt.

Gott lässt sie zu, damit wir durch sie hindurch gehen und im Glauben wachsen. Es ist wie mit einem Kind. Wenn man diesem alle Wünsche erfüllt, lernt es nicht, dankbar für das zu sein, was es hat. Du wirst dieses Kind niemals zufrieden stellen, wenn es sofort alles bekommt, was es haben möchte.

Wir sind wie Kinder und Gott ist unser Vater, der uns in Liebe erzieht. Auf der anderen Seite beschenkt er mich überreich, ich kann wirklich nicht klagen.

Natürlich macht erzogen werden keinen Spaß. Erst recht nicht, wenn man den Sinn einer Krise zuerst nicht erkennt. Denn manchmal kommt sie plötzlich auf, wie ein Sturmgewitter und wir werden vom heftig auf uns niederprasselnden Regen völlig durchnässt.

Wenn du enttäuscht von deiner Gemeinde bist, stell dir die Fragen:

  • Warum bin ich enttäuscht – was ist der Grund?
  • Sind es zwischenmenschliche Beziehungen?
  • Oder ist es ein einzelnes Ereignis, welches mich tief getroffen hat?
  • Ist es mein Ego, welches verletzt wurde?
  • Bin ich gegenüber meinen Gefühlen ehrlich oder einfach nur trotzig und möchte Recht behalten?

Die letzte Frage mag verwirrend sein, ich meine es folgendermaßen: Wenn ich in einer Krise bin, neige ich dazu, die Dinge extremer zu bewerten, als sie es sind. Mein Kopf ist nicht frei, ich bin innerlich verletzt oder aufgewühlt. Es braucht eine gewisse Zeit, um objektiv die Situation zu betrachten – aber das ist wichtig. Erst recht, wenn man mit dem Gedanken spielt, die Gemeinde zu verlassen.

Wenn ich halbwegs objektiv die Situation erfassen kann, ist es wichtig, mit Geschwistern darüber zu reden, die ebenfalls objektiv sind.

Gespräche sind wichtig!

Es bringt nichts, wenn man sich Leute sucht, wo man weiß, dass die eh einem zustimmen, weil man befreundet ist. Das ist dann wie auf dem Schulhof, wo man in der Clique zusammenhält und über andere lästert.

Als ich in einer Krise war, habe ich mich mit einem befreundeten Ehepaar getroffen, von dem ich wusste, dass sie mir nicht nach dem Mund reden. Deren Einschätzung hat mich zwar im ersten Augenblick etwas geärgert (weil sie objektiv waren und ich zu dem Zeitpunkt nicht) aber im Endeffekt hatten sie Recht.

Das war meine erste große Gemeindekrise, in der ich einige Wochen die Gemeinde vollkommen mied und auch das Gespräch mit den Ältesten suchte. Deswegen:

  • Suche dir gute neutrale Gesprächspartner, die dir nicht nach dem Mund reden
  • Lass für dich beten! Gebet ist immer gut, man unterschätzt es oft.

Ein Absatz zum Thema geistiger Missbrauch

Geistiger Missbrauch wird in vielen Gemeinden oft unterschätzt. Wie kann er konkret aussehen? Bruder A. geht zur Schwester C. und sagt ihr, dass der Herr ihm gesagt hat, dass sie seine Frau wird.

Die betroffene Schwester kann je nach Charakterprägung unterschiedliche damit umgehen. Aber gehen wir mal davon aus, dass sie sich durch diesen Satz verunsichern lässt und den Mann heiratet, obwohl sie ihn nicht wirklich liebt.

Manche schmunzeln oder schütteln mit dem Kopf, aber dieses Gespräch hat wirklich so stattgefunden. Die betroffende Schwester hat aber anders reagiert und dem Bruder folgendes gesagt:

Dann werde ich auch dafür beten, dass Gott mir sagt, dass du mein künftiger Ehemann wirst.

Sie hat ihn übrigens nie geheiratet.

Missbrauch findet immer dann statt, wenn jemand einen anderen unter Druck setzt. Auch im geistigen Bereich kann das furchtbare Auswirkungen haben.

Anderes Beispiel: Jemand sagt einem Bruder, dass er nur deswegen Krebs hat, weil sein Glaube zu schwach ist. Würde er die Heilung von Gott einfordern, müsste er keine Krebsmedikamente mehr nehmen, weil Gott heilt. In der Folge betet der Bruder viel, „fordert“ viel Heilung ein, glaubt, er sei vom Krebs befreit und nimmt keine Medikamente mehr. Zum Arzt geht er auch nicht mehr, weil er glaubt, dass das seinen vermeintlich starken Glauben schwächen könnte. Einige Monate später stirbt er an Krebs, der gestreut hat.

Noch ein Beispiel: Mehrere Geschwister setzen einer Schwester zu, die Hosen statt Röcke trägt und sagen ihr, dass sie in die Hölle kommt, wenn sie keinen Rock trägt. In der Folge dessen bekommt die Schwester Depressionen, weil sie plötzlich an ihrer Errettung zweifelt.

Sprich geistigen Missbrauch an!

Geistiger Missbrauch kann auf vielen Ebenen stattfinden und ist sehr ernst zu nehmen! Such das Gespräch mit den Ältesten oder dem Pastor und rede offen über deine Gefühle.

Es ist wichtig, mit den Geschwistern zu sprechen, von denen du dich unter Druck gesetzt fühlst. Du musst ihnen die Möglichkeit geben, sich zu erklären. Eventuell beruht es auf ein Missverständnis. Deswegen:

  • Zuerst mit den Betroffenen darüber sprechen – und ihre Sichtweise erklären lassen
  • Wenn keine Einsicht erfolgt, mit anderen Geschwistern darüber sprechen, die als Vermittler fungieren können oder
  • Mit den Ältesten, Pastoren darüber sprechen

Ich möchte dich nochmal ermutigen, wenn du keinen zum Reden hast, schreib mir!

Es mag Gemeinden geben, wo die Person, die geistigen Missbrauch betreibt, eine übermächtige Lobby besitzt und das Gespräch nicht fruchtet. Dann ist es wirklich besser, zu gehen. Aber über allem steht das Gebet zum Herrn, dass er einem die passende Gemeinde zeigt. Und der Herr kann auch einem zeigen, die Gemeinde zu verlassen.

Zum Beispiel dann, wenn die Lehre sich so verändert, dass sie Gottes Wort entgegen spricht.

Enttäuscht von deiner Gemeinde?

Es mag einige gute Gründe geben, eine Gemeinde zu verlassen. Falls das der Fall ist, dann gehe nicht, ohne vergeben zu haben. Ich kenne Fälle, wo die Geschwister zum Abschied nochmal „nach traten“ und das sehr verletzend für alle war.

Eine Zeit ohne Gemeinde, um in Ruhe für eine zu beten, ist eine gute Idee.

Bete für eine neue Gemeinde

Lass nicht zu, dass der Feind dich dauerhaft aus einer Gemeinde vertreibt. Das ist sein Ziel. Er wird immer versuchen, das Kind Gottes von anderen zu separieren, damit es anfälliger für Verführungen und Anfechtungen wird.

Die Gemeindeaustritte, die ich mitbekommen habe, waren ausnahmslos verletzte Gefühle. Manchmal berechtigt, manchmal auch nicht. Der Tod tritt dann ein, wenn man nicht mehr miteinander über seine Gefühle spricht und alles in sich hineinfrisst. Am Ende wächst da nur die Wurzel der Bitterkeit, anstatt die Liebe.

Gott hat die Gemeinde für uns geschaffen und wir sind ein Teil des Leibes. Wenn ich auf die wenigen Jahre zurückblicke, die ich in meiner Gemeinde verbracht habe, staune ich, wie sehr Gott mich in dieser Zeit geschliffen hat. Auch wenn es sicher noch viele Kanten zum Schleifen gibt 😉

Der Wachstum im Glaube hört erst dann auf, wenn wir beim Herrn sind.

Ich wünsche dir, dass du eine Gemeinde hast, die der Herr dir gezeigt hat und in der du wachsen kannst. Wir sind kein Verein, wo man nur mit Leuten zu tun hat, die man mag und die anderen ignoriert man.

Wir sind total unterschiedliche Menschen und kommen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten. Und trotzdem sind wir eins – weil wir in Christus sind!

Diese Einheit wird die Welt niemals erlangen, egal wie sehr sie sich darum bemüht.

Weil uns Gott zusammenhält und keine menschlich erdachten Werte und Vorstellungen.

Kristina