Die Menge im Saal tobt, als der – ganz in weiß gekleidet – Prediger auf die Bühne tritt. Er hat Mühe, die Menschen zu beruhigen und hebt beschwichtigend seine Hände. Erst nach einigen Minuten wird es stiller. Der Mann fängt an, von den Wundern zu erzählen, die er heute wirken will. Deswegen sind so viele Menschen gekommen. Viele von ihnen erwarten, dass er ihnen Linderung verschafft, die Ehe rettet oder das sie zu Geld kommen. Jeder von ihnen besitzt eine eigene Vorstellung von dem, was der Prediger erfüllen soll. Nach wenigen einleitenden Sätzen ist er auch gerne dazu bereit und brüllt ins Mikrofon, welche Krankheiten im Schnellverfahren beseitigt wurden. Die Menge kann sich nicht mehr zurücknehmen, vereinzelte Menschen springen von ihren Sitzen und laute Halleluja Rufe schallen durch den Saal…
Ich habe lange darüber nachgedacht, was für eine Einleitung ich zu dem Thema schreibe. Wie beginne ich mit der kurzen Reihe am besten, ohne dass ich jemanden auf die Füße trete? Die oben geschilderte Szenerie habe ich mehrmals miterlebt – entweder durchs Fernsehen oder als Zeitungsbericht. Ich kann mir auch vorstellen, dass schon jetzt einige Leser ziemlich angespannt mir gegenüber sind (wenn nicht sogar wütend), aber ich möchte darlegen, was ich eigentlich bezwecke.
Als ich mich bekehrt hatte, war es mir eine wichtige Angelegenheit, erstmal die Bibel zu lesen. Ich habe auch täglich irgendeine Predigt zu einem Bibelthema mir angehört – um besser zu verstehen, was mit manchen Aussagen gemeint ist.
Das hat mir vor allem bei der Offenbarung und dem Alten Testament geholfen (wobei ich niemals behaupten werde, dass ich beides gut verstehe – zu lernen gibt es immer etwas!). Die Offenbarung hat mich insofern fasziniert, weil es das einzige prophetische Buch in der Bibel ist, das sich mit der Zukunft der Welt befasst. Der Sieg von Jesus Christus wird darin beschrieben und das tausendjährige Friedensreich, sowie die Erschaffung einer neuen Erde – ich finde das Thema bis heute unglaublich spannend!
Aber ich habe auch recht schnell nach meiner Bekehrung gemerkt, dass nicht alles, was einen christlichen Anstrich hat, auch christlich ist.
Im ersten Teil dieser kurzen Reihe möchte ich allen Christen Mut machen, anhand der Bibel zu prüfen und eben auch mit gewissen Vorurteilen aufräumen, die ich in verschiedenen Auseinandersetzungen immer wieder gehört habe. Ein ganz besonders häufiges Argument gegen eine kritische Prüfung eines Themas, einer Lehre, Glaubensrichtung, etc. ist dieser Bibelvers hier:
Den Geist dämpft nicht!
– 1. Thessalonicher 5,19 –
Die Wiedergeburt ist ein zentrales Thema im Leben eines Christen. Ohne Wiedergeburt bin ich kein Kind Gottes. Durch diese Neugeburt habe ich den Heiligen Geist empfangen und dieser zeugt, dass ich ein Kind Gottes bin (Römer 8,16). Der Heilige Geist leitet mich auch in alle Wahrheit (Johannes 16,13) und ist ein Fürsprecher, wenn ich zu schwach bin, um zu beten (Römer 8,26). Wenn also in der Bibel steht, dass wir den Heiligen Geist nicht dämpfen sollen, ist das eine sehr ernst zunehmende Aussage!
Was bedeutet es, den Geist zu dämpfen?
Zuallererst müssen wir uns weiter mit einigen Bibelversen befassen, um einen Eindruck von dem Dämpfen des Heiligen Geistes zu bekommen.
Wenn man mit oben genannten Argument des kritischen Prüfens den Geist dämpft, dann müsste es Verse in der Bibel geben, wo man dazu angehalten wird, nicht zu prüfen. Das klingt etwas albern, aber man muss eben das Argument „zu Ende“ denken.
Allerdings steht in der Bibel das genaue Gegenteil.
Das Wort Gottes ruft uns gerade zu auf, zu prüfen und unseren Verstand einzuschalten.
Hier drei Beispielverse (insgesamt taucht das Wort „nüchtern“ elf mal im Neuen Testament auf!)
Werdet doch wirklich nüchtern und sündigt nicht!
Denn etliche haben keine Erkenntnis Gottes;
das sage ich euch zur Beschämung
– 1. Korinther 15,34 –
So laßt uns auch nicht schlafen wie die anderen,
sondern laßt uns wachen und nüchtern sein!
– 1. Thessalonicher 5,6 –
Seid nüchtern und wacht!
Denn euer Widersacher, der Teufel,
geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht,
wen er verschlingen kann;
-1. Petrus 5,8 –
Wir können also ausschließen, dass kritisches Prüfen von Lehren, Aussagen etc. den Geist dämpft. Denn wir werden als Christen aufgerufen, genau das zu tun. Nüchtern sein, d.h. nicht zu schlafen und unseren Verstand zu benutzen.
Der Heilige Geist ist ein Fürsprecher, aber er benutzt uns Menschen nicht wie Marionetten. Es liegt an jedem selbst, ob er etwas prüft oder nicht. Aber was ist nun das dämpfen des Heiligen Geistes, vor dem so viele Christen Angst haben? Es stimmt, dieses Argument des Dämpfens habe ich schon so oft gehört und gelesen, viele haben davor Angst.
Ich dämpfe den Heiligen Geist, wenn ich
- nicht den Verstand einschalte und mich in Lehren begebe, die einen christlichen Anstrich haben, aber entgegen der Bibel stehen
- mich von Menschen beeinflussen lasse, sie verehre und ihre Meinung höher stelle, als die der Bibel
- nicht auf die Bibel höre, sondern meinen Weg gehe, trotz Mahnungen von dem Heiligen Geist
Ein einfaches Beispiel:
Wenn ich in den Supermarkt gehe und etwas sehe, was ich haben will – dafür aber nicht bezahlen will und daran denke, es einfach so mitzunehmen, wird – sollte ich wirklich ein Kind Gottes sein – mein Gewissen mir wirklich zusetzen.
Jetzt kann ich mich entscheiden:
- Höre ich auf mein Gewissen
- Ignoriere ich es und bringe mein Gewissen durch die Tat zum Schweigen
Als Christ kann ich noch immer theoretisch Diebstähle begehen. Allerdings würde mir der Heilige Geist mehr als nur ins Gewissen reden. Aber nehmen wir mal an, ich begehe den Diebstahl und höre nicht auf Gott. Dann wird der Geist sich zurückziehen und die Gnade Gottes wäre nicht mehr auf mir.
Achtung: Das bedeutet nicht, dass ich verloren wäre, das hat mit der Gnade nichts zu tun.
Aber mein Leben wäre freudlos und furchtbar. Wahrscheinlich würde ich keine Nacht ruhig schlafen können, bis ich zurück ins Geschäft gehe, den Gegenstand zurückbringe, dafür gerade stehe und Gott um Vergebung dafür gebeten habe.
Es gab eine Situation in meinem Leben wo ich gemerkt habe, dass der Geist gedämpft wurde. Dafür musste ich keinen Diebstahl begehen, es reichte schon jemanden zu treffen, der von einem fremden Geist bestimmt war.
Die Auswirkungen waren sehr heftig – meine innere Freude war vollkommen verschwunden, ich schlief schlecht und mir war zeitweilig übel (all das fand nach dem Treffen statt). Kurz vor dem Treffen hatte ich stechende Kopfschmerzen bekommen, aber anstatt das als Zeichen und Warnung Gottes anzusehen, habe ich lieber zwei Tabletten eingenommen.
All das konnte ich erst nachher sehen, dass Gott mich gewarnt hatte, ich aber die Warnung in den Wind schlug. Anstatt den Herrn zu fragen, ob ich die Person treffen sollte, war ich davon ausgegangen, dass es sein Wille war.
Als ich Gott um Vergebung gebeten habe, ging es mir schon wieder besser. Aber es hat über einen Tag gedauert, bis ich wieder diese innere Freude und „Seligkeit“ (so möchte ich es nennen) spürte, diese tiefe Dankbarkeit gegenüber meinem Schöpfer. Heute sehe ich dieses Treffen als eine gute Lektion in meinem Glaubensleben an. Ich habe viel daraus gelernt und werde künftig vor bestimmten Treffen intensiver um Gottes Willen beten, anstatt automatisch davon auszugehen, dass er es bejaht.
Ich brauche also als Christ keine Angst zu haben, den Geist zu dämpfen, wenn ich etwas nachprüfe, seien es Lehren, Glaubensrichtungen oder andere Sachen. Die Bibel ruft uns auf, nüchtern zu sein. Nüchtern im Sinne von – Verstand ist klar und wach.
Das war ein bisschen Arbeit nach meiner Bekehrung, das gebe ich gerne zu. All die vielen Glaubensrichtungen wollte ich einfach mal überprüfen. Angefangen hatte ich mit der katholischen Kirche, wechselte dann zur evangelischen Kirche, arbeitete mich durch die Lehren der Siebenten-Tags-Adventisten, machte einen kurzen geistlichen Abstecher nach den Zeugen Jehovas und betrachtete andere christliche Glaubensrichtungen.
Ich wollte wissen, was sie glauben und verglich es dann mit der Bibel.
Und das interessante daran ist, dass das Wort mich wirklich durch getragen hat bis heute. Ich mag manchmal an Sachen zweifeln, oftmals auch an mir, aber an eines zweifel ich nie: Die Bibel ist mein Fundament und Gottes Wort ist heilig und wahr!
Gottes Gnade ist es, dass er uns sein Wort gibt, damit wir durch dieses gestärkt werden und fest im Glauben stehen. Damit eben nicht jede aufkommende fremde Lehre uns verunsichert oder uns verführt. Deswegen schreibe ich den Beitrag, damit du Mut bekommst und einfach das prüfst, was man zu dir sagt. Anhand der Bibel können wir fest stehen im Leben und brauchen keine Zweifel haben.
Kristina