Bin ich schwach, wird Gott stark!

Liebe Geschwister!

Ich habe schon lange keinen Brief mehr an euch geschrieben. Darum fällt es mir leicht, über ein schwieriges Thema zu schreiben. Ich hatte ja schon letzte Woche über meine Krise ansatzweise berichtet und wie ich immer versuche, etwas Gutes darin zu sehen.

Man kann da schnell den Eindruck gewinnen, dass ich unerschütterlich durch alle Prüfungen hindurchgehe, die mir der Herr gibt. Aber das Gegenteil ist der Fall. Nichts ist so sicher bei mir, wie meine Ungewissheit, meine Zweifel und meine Gedankenspiele, die manchmal zu keinem Ergebnis führen.

In all dem kann ich Gott danken, weil er meine Unvollkommenheit sieht. Ich kann nicht vollkommen sein, sondern lebe noch mit der sündigen Natur auf der Erde. Ja, nach der Bekehrung schenkt Gott uns eine neue Natur, aber diese wird erst vollkommen sein, wenn der irdische Leib und damit alles Böse vergeht.

Darum finde ich es nicht merkwürdig, wenn ich immer mal wieder schwankend bin, wie ein Grashalm im Wind. Mal denke ich, dass Gott diesen Weg für mich vorsieht und ich gehe ihn mit einem kräftigen Schritt, nur um plötzlich in einer Sackgasse zu stehen und erst dann zu verstehen, dass ich Gott nicht nach seinem Willen gefragt habe, sondern das Zepter (mal wieder) selbst in die Hand genommen habe.

Manchmal würde ich mir vom Herrn wünschen, dass er mir deutlicher seinen Willen zeigt. Aber dann denke ich über seine Worte nach und erkenne, dass er mir seinen Willen durch sein Wort offenbart. Ich habe es dann nur nicht gelesen, sondern wollte wieder selbst für mich bestimmen.

Ich habe manchmal schwermütige Gedanken, die bis hin zu einer Depression gehen und ich beneide manchmal manche Geschwister, die so viel fröhlicher durchs Leben gehen. Dann halte ich aber inne und denke darüber nach, dass ich nicht weiß, wie es in ihnen wirklich aussieht. Wenn man dann von ihnen im Hauskreis hört, dass sie diese und jene Probleme haben, fühle ich mich mit ihnen verbunden.

Schon der Apostel Paulus kannte die innere Zerrissenheit, die er so beschrieb:

Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist;
ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft.
Denn was ich vollbringe, billige ich nicht;
denn ich tue nicht, was ich will, sondern was ich hasse, das übe ich aus.
Wenn ich aber das tue, was ich nicht will,
so stimme ich dem Gesetz zu, dass es gut ist.

Jetzt aber vollbringe nicht mehr ich dasselbe,
sondern die Sünde, die in mir wohnt.
Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt;
das Wollen ist zwar bei mir vorhanden,
aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht.

Denn ich tue nicht das Gute, das ich will,
sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich.
Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so vollbringe nicht mehr ich es,
sondern die Sünde, die in mir wohnt.

Ich finde also das Gesetz vor,
wonach mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt.
Denn ich habe Lust an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen;
ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern,
das gegen das Gesetz meiner Gesinnung streitet
und mich gefangen nimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.

Ich elender Mensch!
Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib?
So diene ich selbst nun mit der Gesinnung dem Gesetz Gottes,
mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.
– Römer 7,14-25 –

Diese innere Zerrissenheit ist also völlig normal, sie ist nicht gut und es ist nicht ratsam, an ihr festzuhalten, aber wir Kinder Gottes werden immer wieder Prüfungen im Leben erleben, die uns an unsere Grenzen bringen.

Ich wollte den ganzen Absatz zitieren, weil dieser mir als frisch bekehrter Christ weitergeholfen hat. Er hat mir gezeigt, dass meine sündige Natur noch lebt. Sie wird zwar von Gott nicht mehr wahrgenommen – weil ich durch das Erlösungswerk Jesu Christi und den Glauben an das Kreuz durch meine Bekenntnis meiner Sünden vom Gericht freigesprochen wurde – aber ich lebe als Mensch stänig im Kampf gegen die sündige Natur.

Schaffe ich es immer, der Versuchung zu widerstehen? Ganz klar, nein!

Ich bewundere Männer wie Watchman Nee und co. aber kann mich nicht zu ihnen zählen. Dafür bin ich zu wankelmütig, was mir manchmal tierisch auf die Nerven geht. Mich tröstet es dennoch ungemein, dass selbst der Apostel Paulus mit Anfechtungen zu kämpfen hatte.

Darf es dann legitim sein, dass ich auch welche habe?

Absolut! Und oft schaffe ich es, ihnen zu widerstehen. Manchmal aber auch nicht. Dann fühle ich mich wie ein Versager, wie jemand, der die Prüfung nicht bestanden hat.

Und dann darf ich wissen:

Ja, Gott liebt mich.

Er liebt mich!

Er liebt mich!

Darum ist es völlig egal, was meine momentanen Gefühle zu mir sagen, ob ich mich alleine fühle, ungeliebt, nicht gemocht etc.

Gott liebt mich!

Ich bin sein Kind geworden und er wird mich niemals alleine lassen!

Das darf ich wissen und daran festhalten. Wenn mal alles wieder zusammenbricht im Leben und man nicht versteht, wie das passieren konnte. Im Endeffekt macht es nichts. Auch wenn es in der momentanen Situation vielleicht schwer zu ertragen ist. Aber – im Endeffekt macht es nichts.

Dieses Leben endet irgendwann und dann fängt die Herrlichkeit in der Ewigkeit an.

Lasst uns daran festhalten und uns darauf freuen!

Dem alleinigen Gott, unserm Heiland, sei durch Jesus Christus, unsern Herrn, Ehre und Majestät und Gewalt und Macht vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.

Kristina

Der Gerechte zeigt seinem Nächsten den rechten Weg, aber der Weg der Gottlosen führt sie irre. - Sprüche 12,26 -

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