Der Kleiderschrank – Leben mit Jesus

Der Kleiderschrank - Leben mit Jesus

Vor ein paar Wochen schenkte mir Mutti einen Kleiderschrank von Ikea.

Seit vielen Jahren, eigentlich seit ich ausgezogen war, besaß ich nur eine billig Version eines Schrankes. Ein leichtes Teil, mit einer Stange und einem Vorhang. Dieses Teil war schon seit langem mir ein Dorn im Auge.

Deswegen freute ich mich unglaublich über dieses Geschenk, welches per Hermes schon bald angeliefert wurde.

Wir hatten ausgemacht, dass wir am Samstag den Schrank gemeinsam aufbauen würden und ich studierte ein paar Tage vor dem Aufbau die Gebrauchsanleitung. Auf den ersten Blick sah das nicht kompliziert aus. Was sollte schon schiefgehen?

Meine Mutter war handwerklich begabt, ganz im Gegensatz zu mir. Selbst die letzten drei Schuljahre, die ich auf der Waldorfschule verbrachte, konnten in meinem Herzen keine Liebe zum Handwerk entfachen. Deswegen studierte ich die Gebrauchsanweisung sehr sehr sorgfältig. Am Samstag wollte ich mit Mutti keine Stunden verbringen, den Schrank aufzubauen.

Wir hatten auch überlegt, den Montageservice von Ikea zu nutzen, aber das hätte sich vom Preis her nicht gerechnet.

Hohe Erwartungen an einen selbst

Als Mutti am Samstag ankam, legten wir die Teile zurecht und begannen, anhand der Anleitung, den Schrank aufzubauen. Wir kamen auch ganz gut voran, bis wir zum Punkt 5 (von 32!) kamen, Es war einfach falsch. Immer wieder suchten wir nach dem Fehler und jeder von uns hatte gute Argumente für verschiedenste Lösungen.

Wir aßen dann zu Mittag und beteten zum Herrn. Ich weiß noch genau, dass meine Mutter betete, dass der Herr uns Kraft schenken möge für diesen Aufbau. Und als sie mit dem Gebet endete, fügte ich noch hinzu, dass Gott uns unsere eigene Grenzen erkennen lassen möge.

Mit Gott gibt es keine Grenzen, fügte sie hinzu.

Und das stimmt auch – in vielerlei Dingen trägt uns der Herr durch viele Erlebnisse, die wir ohne ihn nicht schaffen würden.

Wie schwer kann es sein, einen Kleiderschrank aufzubauen?Ich weiß auch nicht, warum ich diesen kurzen Satz hinzugefügt hatte, aber er sollte sich als wegweisend darstellen.

Nach einem Kräfte stärkenden Mittagessen (welches meine Mutter mitgebracht hatte!) setzten wir fort, den Schrank aufzubauen – zumindest versuchten wir es.

Eine Gebrauchsanleitung aus der Hölle

Der Kleiderschrank - Leben mit Jesus

Die Stunden verstrichen und wir waren noch immer bei Punkt Fünf von gefühlten 2354! Und die Teile, die wir zusammen gesetzt hatten, hielten nicht. Wenn wir das Teil aufstellen würden, würde alles auseinander fallen.

Mittlerweile war mir klar, dass Ikea aus reiner Bosheit solche Schrauben und Schränke designte, um ahnungslose Menschen wie meine Mutter und ich einen Nachmittag Zeit und Nerven zu stehlen.

Gegen späten Nachmittag beendeten wir die Mission Kleiderschrank und saßen noch ein wenig zusammen. Wir hatten beide unsere Kräfte überschätzt. Zudem besaßen wir keinen Akkuschrauber und mussten jede einzelne Schraube mit roher Gewalt (und einem Schraubendreher) eindrehen. Den herausfordernden Punkt Nummer Fünf hatten wir erfolgreich erledigt, aber es tauchten nun weitere Probleme auf.

Wir gaben auf.

Aber wie sollte es nun weitergehen?

Meine Mutter schlug vor, ich sollte einige Brüder aus der Gemeinde fragen. Das war der naheliegendste Gedanke und trotzdem eine Hürde für mich.

Ich mag es nicht, von anderen abhängig sein zu müssen. Und es fällt mir schwer, um Hilfe zu bitten. Aber hier standen wir nun vor einer Aufgabe, die wir so nicht lösen konnten.

Gott kennt die Lösung!

Am Abend schickte ich eine Nachricht an einen Bruder, den ich gut kannte und der im das Technikteam leitet, in dem ich mitarbeite. Er kannte sicher Brüder, die Schränke aufbauen konnten.

Und das ist das wahrlich großartige an einer Gemeinde.

Ich musste nicht lange auf Antwort warten!

Ein paar Tage später kam er mit einem weiteren Bruder bei mir zu Hause an – bewaffnet mit einem Akkuschrauber. Ich hatte mehrmals drauf hingewiesen, dass dieser dringend benötigt werden würde.

Nach ca. 25 Minuten stand der Kleiderschrank. Und er fiel nicht auseinander!

Ich war echt froh, dass die zwei Brüder keine Stunden für das Aufbauen gebraucht hatten, auch wenn ein lauter Seufzer aus dem Mund meiner Mutter entglitt, als sie erfuhr, wie schnell sie den Schrank der Schmerzen aufgebaut hatten.

Aber letztlich war sie genau so froh und dankbar wie ich, dass man mir geholfen hatte.

Uns beiden hat diese Situation auch gelehrt, dass wir nie wieder versuchen, einen Kleiderschrank von Ikea aufzubauen. Zumindest nicht, wenn wir keinen Akkuschrauber zur Hand haben!

So ist das manchmal einfach. Gott kennt die Lösung – auch wenn diese vielleicht anders aussieht, als man sie geplant hatte. Ich bin den beiden Brüdern so dankbar, dass sie mir geholfen haben und dem Herrn, dass er mir und meiner Mutter unsere Grenzen aufgezeigt hat.

Im schlimmsten Fall hätten wir uns noch wegen dem Aufbau in die Haare gekriegt. Und das letzte was ich will ist über eine dumme Gebrauchsanweisung zu streiten. Das tolle ist: Ich habe jetzt endlich einen richtigen Kleiderschrank. Dank Gottes Hilfe!

Kristina