Die ersten Zeugen – eine wunderbare Geschichte.

Sie hatten es wahrlich nicht leicht. Gerade die kalten Nächte machte ihnen zu schaffen. Sie konnten sich nicht wie die anderen Menschen in ihren warmen Häusern ausruhen, sondern mussten bei der Herde bleiben und sie bewachen.

Alon rieb sich seine Hände, die vor Kälte ganz steif geworden waren. Die heutige Nacht schien ganz besonders eisig zu werden. Er versuchte mit der warmen Atemluft seine Finger aufzuwärmen, aber das schien nur für eine sehr kurze Zeit zu helfen. Wenigstens hielt ihn der Umhang aus Fell ihn einigermaßen warm.

Eli kehrte gerade von seinem Rundgang zurück und nickte ihm zu. Alles war in Ordnung. Alon begann, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Wenn er in Bewegung blieb, würde er nicht so sehr frieren.

Sie bewachten die Herde zu dritt. Alon, Eli und Jonathan kannten sich schon seit einigen Jahren. Sie hatten sich dafür entschieden, ein Leben als Hirte zu leben. Er beobachtete die Tiere und lächelte. Ja, die Arbeit war hart und sie waren nicht gerade bei der Bevölkerung geachtet. Doch es gab für ihn und seine Freunde nichts schöneres, als mit der Herde durch die Natur zu ziehen.

Wenn Lämmer auf die Welt kamen und sie sahen, wie die Muttertiere sich um die kleinen kümmerten, ging ihnen das Herz auf. Es gab nichts vergleichbares für Alon. Ja, die Nächte waren meist hart und anstrengend, doch nichts und niemand könnte ihn für einen Beruf in der Stadt begeistern. Er liebte es, draußen in der Natur zu sein und dafür zu sorgen, dass die Herde auf saftige Weiden geführt wurde.

Die Schöpfung Gottes zeigte sich ihm auf vielerlei Arten. Wenn die Flüsse viel Wasser mit sich führten, gebährdeten sie sich wie wilde Tiere, die unachtsame Menschen mit sich rissen. Breitete sich jedoch eine Dürre im Land aus, schrumpften die einstmals so stolzen Flüsse zu kleinen harmlosen Rinnsalen, bis sie schließlich ganz austrockneten. In der Natur zu leben, bedeutete für ihn, jeden Tag die göttliche Schöpfung sehen zu dürfen. Es war ein Privileg, mit der Herde durchs Land zu ziehen!

Jonathan hatte sich hingelegt und schlief unter einem Stapel von Felldecken tief und fest. Bald würde er ihn ablösen. Dann konnte er sich hinlegen und würde endlich nicht mehr frieren.

Doch plötzlich wurde er von einem hellen Licht geblendet. Es kam vom Himmel herab. Eli schrie auf und hielt sich die Hände vors Gesicht. Alon konnte nicht glauben, was er mit seinen eigenen Augen sah. Eine Lichtgestalt schwebte direkt auf sie zu. Ihr Licht umleuchtete sie und er fürchtete sich so sehr, dass er zu Boden fiel und seine Hände über den Kopf zusammenschlug. Er fürchtete um sein Leben!

Doch dann begann die Lichtgestalt zu sprechen. Ihre Worte klangen warm und ganz und gar nicht bedrohlich.

Alon hob vorsichtig seinen Kopf und sah, dass Jonathan und Eli wie erstarrt neben ihm standen. Ein riesiger Engel beleuchtete den Platz auf dem die Hirten lagerten. Die Tiere waren nicht auseinandergestoben, sondern hoben die Köpfe und schauten auf die Lichtgestalt. Sie fürchteten sich offensichtlich nicht davor. Er musste mit seinen Augen blinzeln, weil das Licht so hell war. Er konnte die Umrisse des Wesens erkennen. Er kannte die Schriften, die von den Engeln berichteten. Doch niemals hätte er gedacht, dass er einem gegenüberstehen würde.

Er war ein einfacher Hirte, was wollte ein Engel von ihm?

Seine Flügel breiteten sich aus und das Licht, welches er von sich gab, wärmte ihn. Seine Stimme war sanft und die Hirten beruhigten sich. Dann fuhr der Engel fort mit seiner Rede.

Der Engel sprach zu den Hirten, dass sie ein Kind finden würden, welches in der Krippe lag. Als er zu Ende gesprochen hatte, erschienen plötzlich tausende Engel und sie lobten Gott:

Herrlichkeit [ist] bei Gott

in der Höhe und Friede auf Erden,

[und] unter den Menschen

[Gottes] Wohlgefallen!

Dann flogen die Engel gen Himmel und Alon schaute ihnen staunend hinterher. Er und seine Freunde sahen sich an. Was hatten sie gerade unglaubliches erlebt!

Der Engel hatte ihnen berichtet, dass heute der Retter geboren wurde, in der Stadt Davids. Was war die Stadt Davids? Es musste Bethlehem sein, denn David wurde dort geboren. Alon spürte noch immer die Wärme von dem Engel. Das, was sie gesehen und gehört hatten, war keine Einbildung gewesen.

Normalerweise würden sie die Herde niemals alleine lassen, aber der Engel hatte ihnen gesagt, dass sie das Kind finden in der Krippe liegend finden würden. Die drei Hirten vertrauten darum dem Herrn ihre Herde an und rannten los.

Bethlehem lag nicht weit von ihrem Lagerplatz entfernt und bald darauf erreichten sie einen Gasthof, in dem sie auch schon einmal übernachtet hatten. Sie klopften an die Tür und der Wirt öffnete ihnen murrend, weil er schon tief und fest geschlafen hatte. Alon erkundigte sich bei ihm, ob eine schwangere Frau in seinem Gasthof übernachtete, die vielleicht ein Kind bekommen hatte?

Der Wirt überlegte kurz und schüttelte mit dem Kopf. Die einzige schwangere Frau, die er vor kurzem sah, übernachtete im Stall, weil er keinen Platz für sie hatte.

Der Stall! Ja natürlich. Der Engel hatte gesagt, sie würden ein Kind finden, das in einer Krippe lag!

Sie bedankten sich beim Wirt und gingen eilig zum Stall. Vorsichtig öffneten sie die schwere Tür und erblickten einen Mann und eine Frau, die sich als Josef und Maria vorstellten. Die Hirten begrüßten die zwei und erzählten ihnen, was sie auf dem Feld erlebt hatten.

Maria führte sie zu der Krippe, wo ein kleines Kind in Windeln gewickelt lag. Alon konnte es nicht fassen. Der Retter war tatsächlich geboren worden! Hier lag er direkt vor ihm, als kleines unschuldiges Baby in einfachen Stoffwindeln gewickelt. Er fing an zu weinen und seine Freunde taten es ihm gleich.

Jesus Christus, der Messias und künftige König war tatsächlich als Mensch auf die Erde gekommen! Was für eine unfassbare Gnade war ihnen heute widerfahren worden… Alon ging mit Jonathan und Eli auf die Knie und sie lobten Gott für das, was er heute getan hatte. Der Retter der Welt war geboren worden, die Prophetien wurden erfüllt.

Und sie waren die ersten Zeugen, die dieses Wunder miterleben durften!