Die Lehre von Geduld oder der Kampf um die Pakete

Die Lehre von Geduld oder der Kampf um die Pakete - Er liebt Dich!

Ich bin stolze Katzenbesitzerin von drei wundervollen Katzen. Obwohl ich mit Hunden aufgewachsen bin, fand ich Katzen die interessanteren Tiere. Ihre Eigenständigkeit fasziniert mich und die Tatsache, dass ich nicht mit ihnen vor die Tür gehen muss, damit sie ihr Geschäft machen müssen.

Dank des Internets hat man die Möglichkeit, die Katzenstreus auch online zu bestellen und sie sich bequem nach Hause liefern zu lassen. Ich bestelle gerne bei einem gewissen Gartencenter, welches die Pakete kostenfrei liefern lässt. Aber das ist nicht der eigentliche Grund. Die Schnelligkeit, mit der die Pakete geliefert werden, ist einfach beispiellos. Bestelle ich Mittwochabends, werden die Pakete Freitags zugestellt.

So auch am besagten Freitag.

Ich stand früh auf und verbrachte den Tag mit warten, aber gegen 18 Uhr musste ich mir eingestehen, dass die Lieferung nicht zugestellt worden ist. Man bekommt ja bequem per Email eine Benachrichtigung von der Post, wo man den Sendungsstatus der Lieferung verfolgen kann. So musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die Lieferung in einer Filiale abgegeben wurde.

Merkwürdigerweise war das keine mir bekannte Filiale, sondern eine, die weiter weg lag. Anscheinend hatte der Bote gar nicht bei mir geklingelt, sondern die Pakete gleich dorthin gebracht, denn im Briefkasten lag auch keine Benachrichtigungskarte.

All das brachte mich nicht aus der Ruhe.

Es war zwar ärgerlich, konnte aber passieren.

Ich rief den Service an und machte für Montag einen weitern Termin.

Das war dann die Zweitzustellung.

Am Montag stand ich dann noch früher auf und versuchte, möglichst sinnvoll und leise (damit ich das Klingeln an der Haustür nicht versehentlich überhöre) den Tag zu verbringen. Immer, wenn es im Hausflur raschelte, sprang ich vom Stuhl auf und rannte in den Flur, um durch den Spion an der Haustür zu gucken. Aber jedesmal war es falscher Alarm.

Gegen 18:30 musste ich wieder feststellen, dass die Pakete nicht geliefert worden sind.

Die Lehre von Geduld

Als ich dann den Briefkasten leerte, sah ich, dass eine Benachrichtigungskarte darin lag. Allerdings trug sie nicht das Datum vom Montag, sondern vom Freitag. Das war der Zeitpunkt, wo ich mich wirklich ärgerte und mich fragte, was das alles bedeuten soll.

Es war keine Bequemlichkeit von mir, dass ich mir Pakete mit Katzenstreu liefern lasse, sondern einfach eine Notwendigkeit, da ich kein Auto besaß und dieses Streu nicht in Geschäft zur Verfügung stand. Ich wusste, dass diese Pakete schwer und unhandlich waren, aber das änderte trotzdem nichts daran, dass ich sie brauchte.

Manchmal geschehen Dinge, weil sie geschehen und nicht hinter allem muss eine unglaublich tiefe Weisheit versteckt sein. Aber Gott ist derjenige, der den Plan kennt. Und ich vertraue ihm voll und ganz. So auch in diesem Fall.

Zumindest hatte ich jetzt eine Zustellungskarte und musste erstmal googlen, um herauszufinden, wo die Postfiliale liegt. Anschließend beschloss ich, den Service anzurufen, um mich zu beschweren. Das klingt jetzt ärgerlicher als es ist, aber ich wusste, dass eine Beschwerde direkt beim Fahrer landen würde und das er eine Stellungnahme abgeben musste. Da die Zweitzustellung genau so gut geklappt hat wie die Erste, musste ich diesen Weg gehen.

Die Lehre von Geduld oder der Kampf um die Pakete - Er liebt Dich!

Am Telefon teilte man mir dann mit, dass ich eine Meldung über eine erneute Zustellung bekommen würde. Nun saß ich zu Hause, es war Dienstag und ich brauchte langsam das Katzenstreu. Also schnappte ich mir die Zustellungskarte und zog – bewaffnet mit meinem Hackenporsche – los.

Ich hatte mir einen Plan zurechtgelegt, war aber auf die Gnade der Postfiliale angewiesen. Es sollten zwei Pakete geliefert werden, ich wollte eines abholen und das Katzenstreu dann in meinen Einkaufstrolley legen. Dafür müsste ich allerdings das Paket öffnen und die Verpackung sozusagen im Geschäft lassen. Ich wusste, dass das ein etwas ungewöhnlicher Kundenwunsch war, hoffte aber auf die Kulanz der Mitarbeiter.

Der Kampf um die Pakete

Als ich die Filiale nach einer kurzen Busfahrt und einem Fußmarsch erreichte, war ich froher Dinge. Als ich am Schalter stand, löste sich mein Plan allerdings in Luft auf.

A: Hallo. Mein Paket wurde leider nicht zugestellt und deswegen muss ich es hier abholen. Leider ist es sehr schwer und unhandlich, ich müsste es hier im Laden öffnen und könnte nur den Inhalt mitnehmen.
B: Das geht nicht, wir sind hier eine Postbankfiliale!
A: Das Paket ist so für mich zu schwer, ich habe kein Auto und bin nur zu Fuß hier, ich habe keine andere Möglichkeit, es mitzunehmen.
B: Sind Sie wenigstens Postbankkunde?
A: Nein.
B: Das ist ja noch schlimmer.
A:

Was sollte ich tun? Ich appellierte an seine Nettigkeit, aber bekam da den ganzen Frust von dem Mitarbeiter ab. Er sagte mir, dass er Ärger von seinem Chef bekäme, wenn er den Karton hierlassen würde. Er müsse verkaufen, verkaufen und mit Nettigkeit würde man heutzutage nicht weit kommen.

Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte. Während er die Karte nahm und das Paket holte, überlegte ich mir einen Notfallplan. Das Paket als solches konnte ich nicht schleppen. Wenn er mich es nicht in der Filiale öffnen lassen würde, hätte ich es mit Fußtritten hörbar aus der Filiale befördert und dann draußen geöffnet. Den Karton hätte ich dann entsorgt.

Als der Mitarbeiter mit dem Paket kam, welches auf einem Wagen lag (weil es so schwer war), ging ich mit meinem Handwagen zu ihm. Ich war von ihm abhängig und hätte nichts mehr sagen können, was seine Meinung ändern würde. Zu meinem Erstaunen öffnete er murmelnd das Paket und sagte, dass er das auf seine Kappe nehmen würde. Ich fragte ihn, ob er wirklich vom Chef deswegen Ärger bekommen würde und er bejahte das. Die Kosten der Entsorgung von einem Euro würden der Bank in Rechnung gestellt werden. Als ich ihm den Euro geben wollte, winkte er ab und ließ mich das Katzenstreu in den Wagen befördern.

Ich bedankte mich bei ihm und ging nach Hause.

Der Mann tat mir leid, dass er einen so furchtbaren Chef hatte und ich war froh, dass ich dort nicht arbeiten musste. Mit Arbeitsdruck kannte ich mich gut genug aus, welcher mich schließlich hat krank werden lassen.

Am Donnerstag wurde das andere Paket geliefert und das nicht nur auf dem Papier, sondern richtig. Aber ich habe mir vorgenommen, künftig bei dieser speziellen Lieferung Trinkgeld zu geben, als kleine Aufmerksamkeit. Denn ich kann mir vorstellen, wie kräftezehrend diese Arbeit ist.

Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, warum Gott diese Situation zugelassen hat, habe aber zwei Gedanken hierfür.

  • Er wollte mich lehren, geduldiger zu sein. Denn ich bin nicht der geduldigste und sanftmütigste Mensch auf Erden. Aber ich sehe, dass Gott hier schon viel gute Veränderung in mir bewirkt hat.
  • Er wollte mir zeigen, dass ich dankbar sein darf, nicht in so einem Arbeitsverhältnis sein zu müssen. Und das ich für diesen Mann beten kann, weil ich jetzt weiß, dass es ihn gibt und das er im inneren ganz sicher nicht glücklich ist.

Diese Gedanken sind zumindest recht plausibel, hat Gott nämlich eine Filiale ausgewählt, die nicht in meinem Bereich ist. Sonst werden Pakete in zwei Filialen meiner Nähe geliefert, aber diese kannte ich gar nicht.

Es gibt auch kein besonderes Fazit bei dieser Geschichte. Ich wollte euch ein wenig unterhalten, weil ich heute darüber schmunzeln kann und vor allem dem Herrn dafür danken, dass ich weiß, dass er immer da ist.

Trotzdem muss ich das nicht bei jeder Lieferung haben 😉

Kristina