Die Sackgasse, die mich Geduld lehrt.

Mittwoch sollte es soweit sein. Ich war aufgeregt, aber auch froh, es endlich hinter mich zu bringen. Beim Arzt angekommen, erwartet mich eine unangenehme Überraschung. Man kann keinen Zugang legen. Nach zwei erfolglosen Versuchen, wird das Ganze abgebrochen, ein neuer Termin ausgemacht und ich werde von meiner Begleitperson nach Hause gefahren. Dort angekommen, schwirren alle möglichen Gedanken durch meinen Kopf. War das Gottes Wille? Wozu sollte das jetzt gut sein? Ich verstand es nicht. Diente das etwa dazu, mich Geduld zu lehren?

Geduld, oh du zartes Pflänzchen, so schwer zu pflegen…

Es war eine niederschmetternde Erfahrung. Doch – was sollte ich jetzt machen? Bis nächsten Mittwoch warten und darauf hoffen, dass sie dann den Zugang legen können? Ich wusste nicht, was Gott von mir wollte. Es existierte kein Faxgerät, welches mir morgendliche Anweisungen vom Himmel zuschickte (und am Abend das Fax, wo Gott mir sagt, was ich hätte anders/besser machen können).

Ich wollte Gott vertrauen und tief im Herzen tat ich es auch. Trotzdem war ich wütend über diese Sache. Ich fühlte mich hilflos, da ich die Entzündung von selbst nicht beseitigen konnte. Diese Hilflosigkeit ist ein Zustand, den kein Mensch gerne erträgt. Und doch hat der Herr mich in diese Situation hineingestellt. Es musste also irgendwo tief für mich verborgen einen Sinn in diesen entzündeten Schlamassel geben.

Geduld.

Ich brauchte Geduld. Und davon jede Menge. Und Ibuprofen.

Meine Mutter ermutigte mich, einfach einen anderen Arzt aufzusuchen und ihm das Problem zu schildern. Ohne ihren Zuspruch hätte ich tatsächlich bis nächsten Mittwoch zu Hause gesessen und mich kirre gemacht, Angesichts der Ungewissheit, ob sie es diesmal schaffen würden, die Nadel in die Vene zu stechen.

Die Sackgasse, die mich Geduld lehrt.

Meine Gebete wandelten sich von den vorwurfsvollen Gebeten, zu denen, die Gott einfach darum bitten, den Weg zu zeigen, den man gehen soll. Eines kann ich dir sagen: Ich bin dem Herrn so dankbar, dass er langmütig ist und all meine Vorwürfe ertragen hat. Ich weiß ja, dass er Recht hat und all Dinge mir zum Besten dienen. (Den Spruch sollte ich mir auf ein Kissen sticken!)

Neuer Arzt – neue Hoffnung – preist den Herrn!

Dank dem Herrn konnte ich einen Termin heute am Freitag bei einem anderen Arzt bekommen, dessen Praxis sogar näher an meiner Wohnung liegt. Jetzt habe ich wieder Hoffnung, dass die Entzündung bald entfernt wird.

Warum all das so geschehen muss kann ich dir wirklich nicht beantworten.

Ich habe vor all diesen Ereignissen gebetet und den Herrn versichert, dass ich mich nicht beschweren werde, was auch geschieht. Ja, genau – das hat dann sehr gut geklappt. Nämlich gar nicht. Als der Umstand eintraf, vergaß ich all meine holden Beteuerungen und sah nur das Negative.

Und wenn ich in diesem dunklen Loch stecke, kann ich nicht sehen, welche guten Dinge in diesem Jahr geschehen sind. Zum Beispiel kann ich mich in der Gemeinde stärker engagieren und so dem Herrn dienen. Sicher würde ich es viel lieber haben, wenn all meine Gebete sofort erhört werden. Aber dann muss ich nicht lernen, dem Herrn zu vertrauen. Und ich denke, das ist auch etwas, was Gott mich immer wieder lehren möchte. Ihm zu vertrauen! Das geht nur in Situationen, die uns Angst machen. Wenn mir alles gelingt, was ich anpacke, dann muss ich Gott nicht vertrauen.

Vertrauen und Geduld lerne ich nur in Situationen, wo ich an eine Grenze gelange, die für mich schwierig zu ertragen ist. Ich wünschte, ich würde nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen, wie ich es oft tue. Aber auf der anderen Seite tröstet mich die Tatsache, dass in der Bibel viele Menschen dieselben Schwierigkeiten hatten.

Und Gott liebt uns trotzdem.

So sehr, dass er sich für uns dahin gegeben hat! Auf dieses Opfer möchte ich lernen, zu schauen.

Und Gott danken.

Kristina