Dieser Beitrag soll dir helfen, einen vielleicht anderen Blick auf die Krisen zu bekommen, die du in deinem Leben erlebst. Denn eines kannst du mir glauben: Ich hasse Krisen. Wenn es einen genau dort erwischt, wo man es nicht erwartet hatte. Wenn Ereignisse geschehen, die man befürchtet hatte. Krisen sind schwer zu ertragen. Daher der Name.
Ich kenne keinen Christ, der sich über die Krise freut, in die er steckt.
Aber ganz offensichtlich erlebt jedes Kind Gottes diese Zeiten. Schon in der Bibel werden wir mit Geschehnissen konfrontiert, die wir selber nicht erleben wollen. Doch warum ist das so? Warum lässt Gott das zu? Er ist allmächtig, wir könnten hier auf der Erde (umhüllt von einer Blase) abgeschirmt von der Welt leben – wenn er das wollte.
Aus irgendeinem Grund tut er das nicht.
Der Herr ist gütig und barmherzig, in ihm gibt es nichts Böses. So muss alles was er tut, einen tiefen Sinn haben. Wir verstehen sein Wirken oft nicht (ich zumindest). Und gerade, wenn ich eine Krise erlebe, frage ich mich: Warum wieder ich?
Zugegeben, diese Frage ist nicht sehr einfallsreich. Wahrscheinlich steht sie im Ranking der meist gestellten Fragen der Welt ganz weit oben. Trotzdem – wenn die Krise kommt – übernimmt das Herz die Führung und der Verstand zieht sich zunächst zurück. Die Gefühle kochen hoch, man ist traurig, wütend und erlebt eine schwere Zeit, in der man sich fragt, warum das geschehen musste.
Das ist völlig normal. Wir sind Menschen und haben Gefühle, die uns Gott gegeben hat. Gefährlich wird es nur, wenn das Herz uns ständig auf der Nase herumtanzt und der Verstand nichts zu sagen hat. Dann kann es geschehen, dass aus diesem Ereignis etwas größeres wächst und wir in eine Bitterkeit fallen, die für eine lange Zeit andauern kann.
Wenn du keine Krisen willst, geh nicht in eine Gemeinde!
Das mag provokant geschrieben sein, ist aber die Wahrheit. Seitdem ich in eine Gemeinde gehe, habe ich einige Krisen erlebt und zwei davon waren so heftig, dass ich ernsthaft darüber nachgedacht hatte, die Gemeinde wieder zu verlassen. In dieser Zeit habe ich Gespräche mit Geschwistern geführt, die mir wirklich gute Ratgeber waren – auch wenn sie im ersten Augenblick nicht das sagten, was ich hören wollte.
„Wenn das Herz deinen Verstand einnimmt, dann besinne dich auf die Fakten, nicht auf die Gefühle!“Es ging nie um die geistige Lehre, sondern immer nur darum, dass ich mit manchen Menschen nicht klar kam, weil wir uns gegenseitig tief verletzt hatten. Das Herz hatte in dieser Zeit das Sagen, aber der Verstand kämpfte dagegen an.
Ich nahm mir eine Auszeit und brauchte einige Monate, bis ich die Gemeinde wieder besuchen konnte. Die Gefühle schlugen nach wie vor Purzelbäume in mir, aber wenigstens konnte ich den Gottesdienst wieder besuchen.
Bei manchen Krisen dauerte es über ein Jahr, bis sich eine echte Änderung zeigte. Aber als diese schwere Zeit überwunden war, erkannte ich, dass der Herr nicht nur beim anderen gearbeitet hatte, sondern an mir ebenfalls. Heute hat sich vieles um 180 Grad gewendet und ich schätze die Geschwister nicht nur, sondern wir sind sogar befreundet und wir arbeiten in Teams zusammen. Das hätte ich damals nie für möglich gehalten, dass sich das so ändern könnte.
Die Zeit dazwischen, wo alles noch von den Gefühlen überschwemmt war, empfand ich als schwer aushaltbar. Auf der einen Seite sagte mir mein Verstand klipp und klar, dass ich damals, als ich in die Gemeinde eintrat, mir selbst versprochen hatte, nur wegen der Lehre sie wieder zu verlassen. Streitereien mit Geschwistern sollte/durfte kein Grund für einen Austritt sein. Ich wusste, dass diese Gemeinde für mich die richtige war, aber das Herz warf sich mit voller Wucht gegen den Verstand und überschüttete mich mit allen negativen Gefühlen, die es zur Verfügung hatte.
Vertrau auf den Herrn – Er wird dich leiten!
Das war eine schwere Zeit. Weil sie wirklich über ein Jahr andauerte. Aber was heute daraus entstanden ist, macht all das wieder wett. Ich konnte mich nicht nur mit den Geschwistern aussprechen, sondern heute umarmen wir uns, gehen gemeinsam ins Kino, arbeiten zusammen ehrenamtlich für die Gemeinde. Und ich freue mich wirklich jedes Mal, wenn ich sie sehe.
Diese Gefühle sind ehrlich. Der Herr hat das zwischen uns bereinigt, indem er uns änderte.
Aber das wäre nie möglich geworden, wenn ich damals die Gemeinde verlassen hätte. Die Gefühle können uns dazu verleiten, Entscheidungen zu treffen, die wir eines Tages bereuen. Auch ich muss mir das immer wieder selbst laut vorsagen, wenn ich in eine Situation komme, wo die Gefühle mich mal wieder übermannen.
Um auf die Eingangsfrage zurückzukehren:
Ich bin davon fest überzeugt, dass der Herr Krisen in unserem Leben zulässt und auslöst, damit wir im Glauben wachsen. Er stellt uns Geschwister an die Seite, die uns herausfordern – wir fordern sie ja ebenfalls heraus. Weil wir alle unterschiedliche Lebenswege haben, sind wir alle einzigartig in unserer Persönlichkeit. Niemand kommt mit einer Bibel auf die Welt. Von daher sind wir alle mehr oder weniger kantig in unserem Wesen.
Die Gemeinde ist kein Verein, sondern ein Wunder, welches vom Herrn geschaffen wurde. Nur Er kann solchen Frieden und Vergebung zwischen Menschen bewirken, dass sich die Sichtweise auf den anderen komplett ändert.
Ich habe hier viel über die Gemeinde geschrieben, aber Krisen geschehen auch außerhalb davon. Jede Krise dient dazu, dass wir auf den Herrn schauen, ihm vertrauen und im Glauben wachsen. Und im Glauben wachsen, kann man nirgendwo besser als in der Gemeinde, die der Herr für uns geschaffen hat.
Kristina