Als ich mich zum Herrn Jesus bekehrte, war meine Gesundheit schon lange in sehr schlechtem Zustand. Im Gegensatz zu meinem seelischen Befinden, verbesserte sich mein körperliches jedoch nicht so sehr, wie ich es mir zuvor erhofft hatte.
Nach meiner Bekehrung war ich verblüfft über die Tatsache, dass all meine Ängste und seelischen Schmerzen schlichtweg nicht mehr spürbar waren. Der Herr hatte mir all diese Lasten, die ich nicht mehr tragen konnte, genommen.
„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken!“ (Matthäus 11,28) Da waren plötzlich Frieden und eine Ruhe, die ich trotz zahlreicher menschlicher Versuche und therapeutischer Tipps in meinem Leben selbst niemals hatte erlangen können.
Das Einzige, was mir zu schaffen machte, waren meine Medikamente. Diese nahm ich nun bereits seit mehr als drei Jahren und deren Nebenwirkungen beeinflussten meinen Körper erheblich. Schon mehrmals hatte ich versucht, sie abzusetzen. Doch ich war gescheitert.
Auch aufgrund anderer Zeugnisse gläubiger Christen war ich davon überzeugt, dass ich es dieses Mal mit Gottes Hilfe schaffen würde. Die Medikamente sollten weg.
Diese Überzeugung verstärkte sich, als ich eines Abends im Gebet einen „prophetischen“ Gedanken erhielt, der mir sagte, dass ich ab Februar 2018 mit der Reduktion meiner Medikation beginnen könnte.
Ich war so voller Freude und Hoffnung, dass ich an der Glaubwürdigkeit dieser Eingebung und dem Gelingen meines Vorhabens keinerlei Zweifel hegte.
Im Februar 2018 begann ich also, meine Medikamente zwar schrittweise, aber dennoch relativ zügig zu reduzieren.
Wie man vielleicht bereits ahnt, ließ der große Knall nicht lange auf sich warten.
Als ich etwa die Hälfte der Medikation verringert hatte, ging es mir zunehmend schlechter. Es wurde so schlimm, dass ich schon bald gezwungen war, die Dosis wieder zu erhöhen.
Doch etwas stimmte nicht. Die Medikamente wirkten nicht mehr so wie zuvor.
Ich sollte ein „kraftvolles“ Heilungsgebet sprechen
Ich schlief nicht mehr und mein Körper lief Amok. Obwohl eine Erhöhung der Dosis früher stets geholfen hatte, sprach mein Körper darauf nicht an und mein Zustand besserte sich nicht.
Der einzig mögliche Weg war, meine Ärztin aufzusuchen. Da diese jedoch im Urlaub war, hätte ich die doppelte Strecke an Fahrt auf mich nehmen müssen, um einen Vertretungsarzt zu konsultieren.
Ich war so entkräftet, dass ich kaum aus dem Bett kam.
Schließlich betete ich und schrieb einen Bruder an, ob auch er mir durch Gebet helfen möge. Er antworte postwendend und schickte mir ein „sehr mächtiges und kraftvolles Heilungsgebet“, das ich sprechen sollte.
Völlig erschöpft und durcheinander las ich mir das Gebet durch und sprach es dabei gedanklich aus, ohne mir überhaupt einen Überblick darüber zu verschaffen.
Schon nach der Hälfte wurde mir übel und ich verspürte inneren Widerstand gegen das, was da als „Heilungsgebet“ angeprangert wurde.
Ich sollte Autorität über meinen Körper annehmen und im Namen Jesu den Befehl für hundertprozentige Gesundheit aussprechen. Da Gottes Wort Medizin für den Leib sei, solle ich dies nun auch für mich in Anspruch nehmen und ohne Zweifel „proklamieren“.
„Wer bin ich“, dachte ich mir, „dass ich Befehle im Namen Jesu ausspreche. Ich habe doch nicht zu entscheiden, was mit mir passiert. Sollen wir nicht bitten im Glauben anstatt zu befehlen?“
Ich war verwirrt, denn bereits während ich das Gebet gedanklich durchgesprochen hatte und noch bevor mir klar war, warum mir gerade so übel wurde, passierte etwas. Ich spürte es deutlich.
Die Spannungen in meinem Kopf ließen nach. Mein gesamter Körper fühlte sich sofort besser. Alle Symptome verschwanden.
Was war hier los?
Eine bittere Erkenntnis traf mich
Ich war verwundert, denn mir erging es auch in den folgenden Tagen so gut, dass ich meinen Arztbesuch verschieben konnte.
Doch dieses merkwürdige Gefühl ließ mich nicht los.
Ich hatte kurz nach meiner Bekehrung schon einmal Erfahrungen mit ähnlichen Gebeten gemacht und wusste, dass diese damals nicht aus Gottes Hand stammten. Ich öffnete erneut mein Emailprogramm und begann mich nochmals mit dem besagten Heilungsgebet auseinanderzusetzen.
Eigentlich hatte ich es bereits geahnt, doch Angst davor, es mir einzugestehen.
Als ich den Gebetstext nochmals überflog, traf mich die Erkenntnis unweigerlich.
Mit diesem Gebet betete man definitiv nicht zu Gott.
Nein, man erhob sich selbst und benutzte den Namen Jesu, um Befehle zu erteilen. Damit öffnete man sich unweigerlich genau dem Wesen, das sich mit Selbsterhebung am besten auskennt – Satan.
Ich hatte ein magisches Gebet gesprochen und war, wenn auch nur kurz, auf die illusorische Täuschung einer „Heilung“ hereingefallen.
Obwohl der Herr mir diese Erkenntnis auch durch die Übelkeit und Abneigung beim Lesen des Gebets sehr schnell gezeigt hat, war ich schockiert darüber, dass ich dieses Gebet gesprochen hatte, ohne es mir vorher überhaupt anzusehen.
Die Bestürzung traf mich so sehr, dass ich eine ganze Weile darüber weinte, den Herrn so enttäuscht zu haben.
Ich fühlte mich wie eine Betrügerin und eine tiefe Traurigkeit überkam mich.
Im Gebet bat ich den Herrn augenblicklich um Vergebung und dankte ihm, dass er mich trotz meines Fehlers bewahrt hatte und mir eine weitere Lektion mit auf den Weg gab.
Doch die Beschämung über die Worte des Gebets hielten eine ganze Weile an.
Die Symptome kehrten zurück
Ich war geschockt, als ich auch später immer wieder von „Predigern“ hörte, die derartige Gebete als „Wunderwaffe“ nutzten, um sich im Namen des Herrn Jesus verschiedener Beschwerden, Krankheiten oder Probleme zu entledigen und ihr „Publikum“ dazu zu veranlassen, es ihnen nachzutun.
Mit solchen Worten wurde nicht demütig nach Gottes Wille gefragt und um Führung oder Weisheit gebeten.
Das Motto lautete schlicht: Mein Wille geschehe, nicht deiner.
Eine absolute Verdrehung dessen, was das Wort Gottes uns mitteilt.
Nur der Herr weiß, was uns zum Besten dient. Selbst wenn Krankheit oder schwere Lebensumstände dazu gehören, wie könnten wir je selbst wissen, wozu uns bestimmte Lebensumstände dienen?
Wie könnten wir je Gottes Autorität und Allwissenheit infrage stellen?
„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jesaja 55,8) Immer wieder durfte ich die Erfahrung machen, dass meine eigenen Entscheidungen mich nicht gut geführt haben. Egal wie sehr ich das Richtige tun wollte, ohne Gottes Führung landete ich schnurstracks auf den falschen Wegen.
Und ich lernte, dass Gott bestimmte Konflikte oder Lebensumstände zulässt, damit ich im Glauben wachsen darf.
Es erübrigt sich, zu erwähnen, dass die Besserung meiner Symptomatik nicht von Dauer war.
Meine Beschwerden kehrten auf Umwegen einige Zeit später wieder zurück.
Kein Wunder. Hatte ich doch weder den Herrn konsultiert und nach seinem Willen gefragt noch mich damit auseinandergesetzt, ob eine Reduktion meiner Medikation in diesem Moment überhaupt sinnvoll und angebracht war. Den anfangs erwähnten prophetischen Gedanken und das Gebet selbst hatte ich nicht geprüft.
Nur der Herr Jesus Christus schenkt Heilung
Ich war schlichtweg alleine voraus gestürmt, weil ich die elendige Medikation loswerden wollte.
Was der Herr dazu sagte, war mir egal gewesen. Ich war davon ausgegangen, dass er mein Vorhaben begrüßen würde. Und als es schief ging, sollte er mir gefälligst aus der Patsche helfen.
Wer war ich denn, dem Herrn etwas anzubefehlen? Wie konnte ich mich je in diese Position erheben? Befreiung und Heilung geschehen NUR durch den Herrn und SEINEN Willen, nicht durch unsere menschlichen Wünsche oder gar Befehle!
Gebete, wie das oben beschriebene, gehören zu einer fatalen Irrlehre, die uns vorgaukelt, sich seiner Probleme und Lebensumstände nach Belieben entledigen zu können. Vor allem aber täuscht es uns vor, dass wir selbst Herr über unser Leben sind. Gott spielt dabei keinerlei Rolle. Er soll das Ganze lediglich segnend abnicken.
Selbsterhebung und Unabhängigkeit von Gott sind genau die Ziele, die Satan verfolgt.
Ich war erschrocken zu sehen, wie etwas derart Verdrehtes als „Heilungsgebet“ bezeichnet und an Geschwister weitergereicht werden konnte.
NUR der Herr Jesus Christus ist der Herr! Nur Er weiß, was für uns das Beste ist, denn ER allein ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. ER hat uns durch sein Opfer am Kreuz gerettet und uns durch Glauben an sein Werk ewiges Leben geschenkt. Der Herr Jesus Christus ist es, der dafür gesorgt hat, dass wir durch sein Blut gerechtfertigt sind.
ER ist alles, was wir brauchen.
Und ich möchte IHM in jeder Angelegenheit meines Lebens vertrauen.
Seid wachsam und bleibt behütet!
Alexandra