Ein schrecklich schöner Gottesdienst!

Ein schrecklich schöner Gottesdienst!

Samstag Abend, als ich noch mit meiner Mutter telefonierte, bat ich sie, für mich zu beten. Am Sonntag würde ich alleine die Technik machen und C. wäre nicht da, um mir zu helfen, wenn etwas unvorhergesehenes passieren würde.

Die ganze Situation behagte mir gar nicht. Ich bin noch nicht lange im Technikteam dabei und vor allem: Die neue Technik beherrschte mich – anstatt umgekehrt! Wir würden in wenigen Wochen eine gezielte Einweisung bekommen, aber das half mir nun herzlich wenig.

Ich mochte das Gefühl ganz und gar nicht, unvorbereitet zu sein.

Die Nacht über schlief ich dennoch sehr gut und am nächsten Morgen wachte ich pünktlich auf. Bevor ich die Wohnung verließ, betete ich noch einmal zum Herrn. An das, was ich betete, erinnere ich mich noch genau.

„Herr, wenn es dein Wille ist, lass alles gut gehen mit der Technik!“

Wenn es dein Wille ist.

Gottesdienst

Die Sonne schien am Himmel, er selbst strahlte in einer blauen intensiven Farbe. Was sollte an diesem schönen Tag schon schiefgehen?

Der Bus kam pünktlich und ich betrat (extra etwas früher) den Saal. Um genau 8:50 fand ich das Ipad und schaltete es an. Der Gottesdienst würde um 9:30 beginnen.

Ich hatte so viel Zeit.

Wunderbar.

Tage zuvor hatte C. mir bereits eine kleine Einweisung in die Technik gegeben. Da wir gerade von analog auf digital umstellten, gab es einige Änderungen, an die ich mich gewöhnen musste. Das Mischpult gab es nicht mehr zum anfassen, sondern als App auf dem Ipad.

Ich fand die Umstellung letztendlich richtig gut, da man gezielter abmischen konnte. Aber wie bei allen neuen Dingen, gab es auch hier Fehlerquellen.

Ich starrte aufs Display und als ich das Programm startete, lud sich nicht das Preset mit den Einstellungen, sondern nur die Demo. Das verstand ich nicht. Aber ich konnte das Programm auch nicht schließen (ich vermisste echt die Maus und einen PC!). Gut, alles kein Problem, dachte ich – ich nahm mein Handy aus dem Stoffbeutel und rief C. an.

Die Spannung stieg…

Er war wach und anscheinend auch darauf gefasst gewesen, dass man ihn anrufen würde. Ich erklärte ihm mein Problem.

: Die Demoversion läuft und ich kann das Programm nicht beenden.
: Versuch mal, die App nach rechts weg zu wischen, dann solltest du das Programm wieder neu starten können.
*die Verzweiflung wächst* *wischt immer wieder mit dem Finger die App nach rechts, aber das Programm lässt sich nicht beenden*
: Ich kann das Programm nicht beenden!
: Guck mal, ob du in den Einstellungen das Programm beenden kannst.
*Geht die Einstellungen durch, aber findet nirgends die Option das Programm zu beenden*

Währenddessen flüchtete ich mich in die kleine Abstellkammer, denn ich wusste, was gleich passieren würde. Als der innere Druck zu groß war, fing ich an zu heulen. Das war einfach zu viel für mich. Warum konnte dieses verflixte Ipad nicht einfach das machen, was ich wollte?

Ein schrecklich schöner Gottesdienst!

Das Vertrauen war dahin!

Als PC Nutzer kannte ich mich mit Ipads und Konsorten nicht aus. Und so brachte mich eine simple App an den Rand der Verzweiflung. Währenddessen betraten immer mehr Leute den Saal.

Wenn ich unendlich Zeit gehabt hätte, dann wäre es nicht dazu gekommen, dass ich heulend in der Abstellkammer noch immer versuchen würde, diese App zu schließen. Aber es gab einen festgelegten Zeitpunkt. Der Gottesdienst würde um 9:30 beginnen und die Leute verließen sich darauf, dass die Technik funktionierte.

Irgendwann trat ich aus der Kammer heraus (ich konnte mich ja nicht ewig verstecken) und ging zu dem Rechner, der von C. provisorisch neben dem Klavier aufgebaut wurde. Von dort sollte J. die Bildtechnik steuern. ABER: Man konnte dort auch das Mischpult bedienen. Das Ipad hatte ich einfach liegen gelassen und so setzte ich mich – noch immer heulend – vor dem Rechner. Die Geschichte von aus purer Verzweiflung nur den Monitor anmachend und sich wundern, dass der Rechner nicht angeht, spare ich euch an dieser Stelle.

Der Stress hatte einen solchen Pegel in mir erreicht, dass ich völlig von der Rolle war. Manchen Leuten schüttelte ich zwei mal die Hände und weil ich mir nun gar nicht mehr traute, kontrollierte ich doppelt, ob die Mikros volle Batterien hatten.

Einen Batteriewechsel während der Predigt, war das Letzte was mir gefehlt hatte.

Ich wollte abhauen – weg von dieser Situation!

Während diesem Chaos verspürte ich einen Drang, einfach aus dieser Situation zu flüchten, mit wehendem Rock den Saal zu verlassen und zur nächsten Bushaltestelle zu rennen, um den erstbesten Bus nach nirgendwo zu nehmen.

Aber der Herr hielt mich auf und ich gab dem Drang nicht nach.

Anscheinend hatte A. während ich mit C. telefonierte, die App neugestartet. Als C. mir sagte, dass das Ipad funktionierte, wollte ich es zuerst gar nicht mehr wieder haben. Ich war von dem Ding echt persönlich enttäuscht worden! Als ich dann sah, dass es so funktionierte, wie es sollte, wurde ich langsam ruhiger.

Zu Beginn hatte das Ipad 80 % Akkulaufleistung und während des Gespräches sackte es um ganze 2 Punkte nach unten. C. versicherte mir aber, dass der Akku 20 Stunden halten würde. Nagut, ich beließ es dabei und setzte mich neben J. der noch immer dabei war, die Bildtechnik zu starten.

Um es kurz zu fassen: Die Bildtechnik funktionierte an diesem Sonntag nicht und konnte von niemandem gestartet werden. Selbst C. der noch versuchte, sich mit Remote auf den Rechner zu schalten, konnte es nicht starten.

J. setzte sich dann in die Reihe und ich blieb am PC sitzen.

Der Gottesdienst begann.

Und mein Stresslevel näherte sich langsam dem Normalwert.

Ein schrecklich schöner Gottesdienst!

Ich brauchte den gesamten Gottesdienst, um mich wieder zu beruhigen.

Während dieser Zeit beobachtete ich, wie der Akku des Ipads sich weiter entlud. Am Ende des Gottesdienstes hatte er nur noch 19 %. Soviel zu dem „Hält 20 Stunden“. Aber das konnte mich nicht mehr beunruhigen. Ich hatte am PC das Mischpult und wenn der Akku zu Ende gegangen wäre, hätte ich von dort aus alles einstellen können.

Ich habe mich mehr als einmal gefragt, warum dieser Sonntag so verlaufen ist, wie er verlief. Und während des Gottesdienstes haderte ich echt mit Gott. Warum hatte er diese Situation zugelassen?

Dabei wusste ich, dass diese Frage mich nicht weiterbringen würde. Mit sowas würde ich mich nur im Kreis drehen. Sicherlich wollte der Feind mich davon abbringen, in der Technik zu arbeiten. Weil ich erst kurz dabei bin und mir das viel Freude bereitet, während des Gottesdienstes etwas zu tun. Es ist für mich eine Motivation, am Sonntag aufzustehen und schon in der ersten Stunde dabei sein zu können.

Ich lief nicht weg – dank dem Herrn!

Wollte Gott plötzlich nicht mehr, dass ich in der Technik arbeite, wenn so etwas geschieht?

Diese Frage stellte ich mir wirklich!

Aber ich glaube das mittlerweile nicht mehr.

Was Gott denkt und plant ist ihm überlassen. Ich kann nur für mich eigene Rückschlüsse ziehen. Gott gibt mir ja nicht an jedem Tag einen Zettel wo genau drauf steht, was eine Prüfung ist, was Anfechtung etc.

Wäre schön, wird es aber so nicht geben.

Warum haderte ich mit dem Herrn? Weil er nach seinem Willen gehandelt hat? Weil nicht alles super glatt lief und ich mich hilflos fühlte?

Wie wäre es denn sonst gewesen, wenn alles so geschehen wäre, wie ich es gewollt hätte? Wäre ich dann dem Herrn dankbar gewesen oder stolz auf mich, auf meine vermeintlich eigene Leistung?

So musste ich wieder einmal erleben, dass Gott der Lenker im Leben ist und nicht ich. Wobei der Herr mich wahrlich viel beschenkt und segnet im Leben! Und auch dieser Gottesdienst war wertvoll für mich. Weil der Herr dafür gesorgt hat, dass ich eben NICHT weggelaufen bin, sondern blieb.

Und weil Geschwister mir zur Hilfe kamen und mich nicht alleine ließen.

Das Vertrauen in der Technik mag manchmal dahin sein, aber niemals wird mein Vertrauen gegenüber meinem Herrn zu Ende sein!

Weil ich weiß, dass er mich liebt!

Kristina