Ein Zeugnis sein, zu jeder Zeit?

Ein Zeugnis sein, zu jeder Zeit?

Als ich mich im Juni 2013 zum Herrn Jesus bekehrte, ahnte ich nicht, wie schwierig und frustrierend es manchmal sein kann, ein Zeugnis gegenüber Nichtchristen UND meinen Geschwistern zu sein. Oftmals scheiterte ich an meinen eigenen Ansprüchen und Plänen. Sich selbst zu ändern, ist unmöglich. Nur Gott kann in einem nachhaltige Veränderung bewirken.

Bevor ich mich bekehrte, versuchte meine Mutter mich von Gott zu überzeugen. Manchmal war ihre Argumentation sehr direkt. Das fruchtete bei mir allerdings überhaupt nicht und ich ging meistens in Abwehrstellung, wenn ich mal wieder etwas von „Jesus“ hörte.

Es ging in das eine Ohr hinein und in das andere Ohr hinaus. Ich wollte nicht hören, dass ich sündig war und Rettung brauchte. Und überhaupt, wollte ich schon gar keinen Herr über mir haben, selbst wenn dieser Gott war.

Trotzdem glaubte ich immer an eine Existenz Gottes und sehnte mich nach Frieden in meinem Herzen. Und Gott bewirkte wirklich das Wunder meiner Bekehrung – ich kann es nicht anders ausdrücken! Er öffnete mir die Augen und zeigte mir, wer ich wirklich bin und wer ER ist! Im ersten Augenblick war das schmerzhaft, zerbrach doch mein Ego. Als ich erkennen durfte, dass Jesus mich retten will und das ich durch Glauben Erlösung durch sein Opfer finden werde – habe ich nicht eine Sekunde gezögert, laut „JA“ zu rufen.

Ein Zeugnis sein

Jetzt war ich es, die unbedingt jedem anderen von Jesus und Gott erzählen wollte. Mein erstes „Opfer“ war mein Vater, den ich sofort anrief und ihm von Sünde und Bekehrung berichtete. Er reagierte genau so, wie ich es tat und wurde wütend. Er drohte sogar, den Telefonhörer aufzulegen, wenn ich nicht sofort damit aufhören würde.

Da begriff ich, dass ich Menschen den Glauben nicht „einargumentieren“ konnte.

Genau das, was ich damals an meiner Mutter kritisiert hatte, tat ich nun ebenso. Und das nur, weil ich meinen Vater liebe und selbst so glücklich über meine Errettung war.

Ein Zeugnis sein, zu jeder Zeit?

Nach meiner Bekehrung suchte ich eine Gemeinde und fand nach einiger Zeit eine, in der ich mich zu Hause fühlte. Dort konnte ich erleben, wie Christen miteinander umgehen, in ihren Stärken und Schwächen. Konflikte wurden vergeben und der Herr lehrte mich und lehrt mich noch immer meine Geschwister so anzunehmen wie sie sind.

Wenn ich mit Nichtchristen spreche, weiß ich, dass zwischen uns ein Graben ist, der so tief ist, dass man ihn nicht überqueren kann.

Dieser Graben trennte mich viele Jahre von meiner Mutter und mit meiner eigenen Kraft war es mir nicht möglich, zu verstehen was sie meinte, wenn sie von ihren Erlebnissen mit Gott sprach. Ich verwechselte ihre Freude mit Schwärmerei und war mir sicher, dass das nur eine zeitweilige Phase in ihrem Leben sei, die irgendwann zu Ende geht.

Ich hatte mich geirrt!

Aber all das konnte ich erst nach meiner Bekehrung erkennen.

Mittlerweile verstehe ich die Reaktion von meinem Vater und respektiere seinen Wunsch, darüber nicht zu sprechen. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht für ihn bete!

Glauben bekennen – nicht so einfach!

Als ich damals wegen der Bundeswehr hier nach Kiel gekommen bin und dann arbeitsmäßig hier „strandete“, hatte ich keinen Freundeskreis. Deswegen kenne ich fast nur Christen als Freunde. Die wenigen Kontakte mit Nichtchristen beschränken sich auf 2-3 Leute und dort fällt es bei mir regelmäßig auf, dass ich mich oft zurückhalte und Gott nicht oft erwähne.

Das bedeutet nicht, dass Gott mir nicht wichtig ist – aber ich habe manchmal Furcht vor den Menschen und bin leider auch als Person sehr schüchtern. Das entschuldigt mein Verhalten nicht, aber Gott hilft mir auch da, im Glauben zu wachsen und ihn vor Nichtchristen zu bekennen.

Wenn ich mit meinen Geschwistern über die Führung Gottes spreche, wissen sie sofort, was ich meine. Wenn die Furcht vor den Menschen wieder wächst, denke ich an einen bekannten Bibellehrer, der in einem Vortrag genau diesen Vorgang angesprochen hat und mich mit seiner Art ermutigte, gegen diese Furcht anzugehen.

Es tut mir als Christ nicht gut, mich nur mit Geschwistern zu umgeben.

In der Tat mache ich es mir dann sehr einfach.

Aber ich weiß auch, dass es viele weltliche Aktivitäten gibt, die ich einfach nicht mehr machen will. Zum Beispiel gehe ich nicht in Clubs, weil ich eh keinen Alkohol trinke und darauf keine Lust habe. Ich denke auch, dass ein Club ein schlechter Ort ist, um dort über Jesus zu reden und ein Zeugnis zu sein, aber das muss jeder für sich entscheiden.

Ein Zeugnis sein, zu jeder Zeit?

Wie gehe ich am besten mit Nichtchristen um?

Ich denke, das wichtigste ist, dass derjenige Fragen stellt und Interesse zeigt. Wenn die Person kein Interesse hat, dann kann ich mir den Mund fusselig reden. Das Ergebnis wird immer dasselbe sein und am Ende kann es auch geschehen, dass der Kontakt einmalig bleiben wird.

Der Glaube an Gott und an das Kreuz kann man eben nicht über den Verstand mit Argumenten belegen. Wenn jemand Gott ablehnt, dann kann ich die besten Argumente auffahren, die ich habe – das bringt nichts – höchstens Frust auf beiden Seiten.

Ich muss meinen Gegenüber anhören und ihn respektieren. Das muss nicht bedeuten, dass ich meinen Glauben kleinrede oder dergleichen. Am besten ist es, die Fragen zu beantworten, die gestellt werden und keine Predigt draus stricken und zu versuchen sie demjenigen wie ein zu groß gewordener Pulli überzustülpen.

Gottes Wort wirkt!

Bekehrt habe ich mich, als ich Bibelverse gelesen habe – das Wort Gottes wirkt. Es sprach direkt zu meinem Herzen. Kein Mensch hätte das vollbringen können, was das Wort Gottes in mir vollbracht hat. Von daher ist es super wichtig, für die Menschen zu beten, die wir in unseren Gedanken haben. Der Glaube kommt vom Hören und Gottes Wort verbindet oder trennt.

Es wird immer Menschen geben, die ein Stück weit Interesse am Evangelium zeigen, sich aber letztendlich dagegen entscheiden. Die Bibel beschreibt das klar in einigen Gleichnissen.

Als Christ ist es gut, wenn ich ab und zu raus aus meiner christlichen Blase gehe und mit Menschen rede, die mit Jesus nichts anfangen können oder ihn sogar ablehnen. Das lehrt mich, geduldiger zu sein und auch in meinem Glauben zu wachsen, weil ich durch manche Fragen herausgefordert werde, mich intensiver mit der Bibel zu befassen.

Letztlich ist es aber so – und da darf man sich keinen Illusionen hingeben – das die meisten Menschen Jesus ablehnen werden. Dennoch ist es wichtig, für jeden einzelnen zu beten und ein Zeugnis zu sein. Es kommt nicht darauf an, Massen zu bekehren, sondern den Einzelnen zu begleiten. Gott liebt alle Menschen und für jeden einzelnen hat Jesus sich am Kreuz geopfert. Das dürfen wir niemals vergessen!

Kristina