Gemeindeaktivität = Stress? Das muss nicht sein.

Als ich mich 2013 zum Herrn bekehrte, fand ich eine Gemeinde erst nach einiger Zeit, in der ich mich wohl fühlte. Als neues Kind Gottes ist vieles anders und ungewohnt – vor allem, da ich mit Christen nie viel unternommen hatte und die einzige Freundschaft abbrach, als ich zur Bundeswehr ging. Nicht deswegen hörte sie auf, aber ich muss gestehen, dass ich mich nicht darum gekümmert habe, sie aufrecht zu erhalten. Als ich dann – endlich – nach so langer Zeit erkannte, wer Jesus wirklich ist und ich an den Gemeindeaktivitäten teilnehmen wollte, merkte ich schnell: Das kann in Stress ausarten.

Unsere Gemeinde ist keine riesige Gemeinde, wo hunderte Menschen sich treffen. Was ich gar nicht so verkehrt finde, dazu angemerkt. Doch die Angebote, wo man sich überall einbringen kann, sind beeindruckend – im positiven Sinne. Wir haben viele verschiedene Teams, eine Strandmission, Hauskreise (natürlich!) etc. etc.

Und – vielleicht liegt es an mir – ich dachte, dass ein guter Christ an möglichst vielem teilnehmen sollte. Nach dem Motto: Je mehr, desto frommer (oder gar heiliger?). Doch die Gesundheit machte mir schnell einen Strich durch die Rechnung. An zwei oder gar drei Tagen in der Woche wird mir Gemeinde – so schön sie auch ist – einfach zu viel. Ich bewunderte diejenigen, die ein größeres Pensum an den Tag legten und offenbar nie müde wurden.

Mit der Zeit erkannte ich aber, dass ich mal wieder alles nur durch eine verfärbte Brille gesehen hatte. Ja, es gibt Menschen, die aktiver sind, aber es gab keinen christlichen Wettbewerb, wer nun der frömmste, beste Christ ist.

Mach dir keinen Stress!

Jeder soll das machen, was er kann und möchte. Ich war viel zu schnell durch meine alte-Welt-Gedanken davon gefangen, dass es ein Ranking gibt und ich natürlich nicht ganz unten stehen wollte. So konkurrierte ich tatsächlich mit mir selbst, denn außer mir gab es keinen Druck. Den machte ich mir selbst.

Mir hilft es, immer wieder darüber nachzudenken, wie Gott mich sieht. Was andere von mir denken mögen (oder auch nicht), darf keine Rolle spielen. Ich weiß, dass manche Geschwister den Sonntag niemals ausfallen lassen würden. Ich hingegen tue das, wenn ich einige Termine in der Woche bereits hatte und merke, dass ich meine Ruhe brauche.

Es ist wichtig, wie Gott einen sieht – nicht wie andere einen sehen.

Gemeindeaktivität = Stress? Das muss nicht sein.

Und vor allem: Ich darf mir selbst keinen Stress machen! Der Platz, den Gott mir vorsieht, ist gut und richtig. In der Vergangenheit habe ich einige Krisen erlitten, weil ich zuviel auf einmal wollte. Die Intention (Aktivität = guter Christ) ging nicht auf. Denn in all dem hatte ich irgendwie vergessen, Gott zu fragen, ob das jetzt der richtige Weg für mich ist.

Ich ging davon aus, dass er richtig war. Aber war er es?

Die Freude, gerettet sein, ein Kind Gottes geworden zu sein – sie verschwand unter all dem Stress der Aktivitäten, die ich mir selbst auferlegt hatte. Ich wollte so sein, wie die anderen, die offensichtlich nie Stress kannten. Und dann im Gespräch mit den Geschwistern merkte ich: So verschieden sind wir gar nicht.

Ich hatte sie unbewusst auf einen Podest gestellt und wollte so sein wie sie. Dabei erlebten sie dieselben Schwierigkeiten wie ich. Manche von ihnen konnten sich aktiver einbringen – aber das bedeutete nicht, dass sie nie Krisen erlebten.

Lass dich vom Herrn leiten, von niemandem sonst!

Wir sind von Menschen umgeben und geraten immer wieder in Gefahr, uns mit ihnen vergleichen zu wollen. Stammen wir alle aus einer kapitalistischen Welt, die mit dem Ellenbogen regiert. Sowas schüttelt man nach der Bekehrung nicht so leicht ab – ich zumindest nicht. Die Tatsache, dass ich erwerbsunfähig bin, macht es nicht besser fürs Ego.

Lass dich vom Herrn leiten, von niemandem sonst! Wenn du dir selbst Druck machst, wirst du am Ende frustriert sein über das Ergebnis. Dabei frage ich mich auch, wie segensreich etwas ist, wenn ich es nur mache, weil ich mir in den Kopf gesetzt habe, ein guter Christ zu sein? Wir wissen ja, dass niemand gut ist und dass kein menschliches Werk uns erlösen kann.

Warum habe ich dann trotzdem den Drang ab und zu etwas aus eigener Kraft zu machen? Ich frage dann Gott nicht im Gebet nach seinem Rat, sondern gehe eben davon aus, dass dieser schon mit meinem übereinstimmt. Und dann stehe ich (mal wieder) in der Sackgasse, wundere mich, dass mein eigener gewählter Weg mich nicht weiter gebracht hat.

Dann drehe ich mich um zum Herrn, stelle mir vor, wie er väterlich vergebend zu mir runterlächelt und gebe im Gebet zu, dass es mein eigener Wille war, der mich in diese Situation geführt hat.

Wir sind Menschen allesamt. Niemand von uns ist gut. Gut allein ist Gott.

Und als Menschen werden wir immer mal wieder uns Druck machen, uns vergleichen mit anderen (unbewusst oder bewusst), den eigenen Weg wählen, uns Stress machen. Aber am Ende dreht sich das Kind Gottes immer wieder zum Herrn um und erkennt, dass es ohne ihn nichts von Dauer erreichen kann. Nur der Herr kann uns sicher durchs Leben leiten!

Kristina