Ich stand vor Gericht!

Ich stand vor Gericht!

Vor einigen Jahren, als ich noch ganz frisch im Glauben war, stand ich vor Gericht. Nicht als Zeuge, sondern als Angeklagte.

Wie konnte es dazu kommen?

Als ich von der Bundeswehr aus eigenem Wunsch entlassen wurde, bekam ich noch einige Zeit ein sogenanntes Übergangsgeld ausgezahlt. Erst nach Beendigung dieser Zahlung, konnte ich mich beim Arbeitsamt melden.

Zu der Zeit ging es mir seelisch unglaublich schlecht. Ich war mit allem überfordert, vor allem mit der Tatsache, dass ich lernen musste, mit sehr viel weniger Geld auszukommen. Konnte ich früher mal eben dieses oder jenes kaufen, ging das nun jetzt nicht mehr. Ich habe es nie bereut, die Bundeswehr zu verlassen, aber mit Geld richtig umzugehen, das musste ich einfach wieder lernen.

Mittlerweile hatte ich bereits meine Lebensversicherung gekündigt, die ich während der Bundeswehrzeit abgeschlossen hatte, um Forderungen zu tilgen. Umso erfreuter war ich, als ich eine Nachzahlung in Höhe von ca. 400 Euro von der Betriebskostenabrechnung bekam. Ich war davon überzeugt, dass das Geld mir zustand, da diese Nachzahlung für den Zeitraum erfolgte, als ich noch nicht beim Arbeitsamt gemeldet war.

Zu dieser Zeit – ich muss es echt betonen – war ich mit allem überfordert. Das Geld rann mir einfach durch die Finger.

Als ich dann das erste Schreiben vom Amt mit der Bitte um Nachzahlung bekam, war ich nicht beunruhigt. Ich weiß heute, dass das Geld dem Amt zusteht, aber damals war ich wirklich davon überzeugt, im Recht zu sein.

Und da das Geld eh weg war, konnte ich es nicht aufbringen.

Ich stand vor Gericht!

Ich konnte früher nie nachvollziehen, wie manche Menschen Rechnungen einfach ausblenden können. Aber jetzt kann ich es verstehen. Man verdrängt es einfach.

Der Ton in den Briefen wurde irgendwann schärfer und ich wusste, dass ich Hilfe brauchte. Also blätterte ich durch das virtuelle Telefonbuch, suchte mir die erstbeste Anwältin heraus und rief sie an, um einen Termin zu vereinbaren.

Gott schickte mir diese Anwältin!

Sie empfang mich sehr freundlich, ich schilderte ihr meinen Fall und sie erklärte sich dazu bereit, mich zu vertreten.

Wenn ich heute darüber nachdenke, hätte ich ganz anders gehandelt. Ich hätte mir das Geld in Raten abbezahlt. Aber nochmal, ich war echt sehr sehr neu im Glauben und in meinem Leben fanden so viele Umbrüche statt, dass mich all das überforderte.

Der Herr war mit mir, das kann ich heute sehen. Und ich bin ihm dafür unendlich dankbar!

Denn die Lage spitzte sich so langsam zu.

Und irgendwann stand der Gerichtstermin an.

Völlig unbedarft fuhr ich mit Frank, meinem Betreuer, dorthin.

Kurzer Einschub: Nach meinem völligen Zusammenbruch im Jahre 2011/12 und den Klinikaufenthalten wurde mir eine ambulante Betreuung nahe gelegt. Leider kursieren viele Gerüchte um die Betreuung, deshalb schreibe ich offen darüber:

Ein ambulanter Betreuer ist dazu da, mir zu helfen, sei es durch Gespräche oder ganz praktisch die verschiedensten Behördengänge zu bewältigen. Der Betreuer bestimmt nicht über mein Leben, noch schränkt er mich in irgendeiner Weise ein.

Ich bin dem Herrn sehr dankbar, dass ich diese Hilfe in Anspruch nehmen kann, gerade Behördengänge stressen mich sehr. Und ich sehe das auch als Möglichkeit, ein Zeugnis zu sein, indem ich über Gott spreche und zeige, dass der Herr der Mittelpunkt in meinem Leben ist.

Und „plötzlich“ stehe ich vor Gericht

Vor dem Saal treffe ich auf meine Anwältin. Wir gehen zusammen rein und erst dann realisiere ich, dass ich auf der Anklagebank sitze. Als die Richterin, zusammen mit zwei Schöffen den Raum betritt, kann ich es nicht fassen.

Es ist keine Doku, kein Film – ich stehe wirklich vor Gericht!

Der Anwalt von der Behörde wirft mir einen wütenden Blick zu. Ich weiß genau was er denkt. In seinen Augen habe ich die Behörde betrogen – mutwillig.

Dann beginnt die Verhandlung und ich erlebe, wie unglaublich stark der Herr wirkt. Gar nicht so sehr, als ich in dieser Situation war, sondern erst, nachdem ich über das Erlebte nachdenken konnte.

Ich stand vor Gericht!

Während die Verhandlung läuft, kann ich es immer noch nicht realisieren, dass ich vor Gericht stehe. Letztlich geht es darum, dass die Richterin entscheiden muss, ob das Vertrauensverhältnis zwischen mir (der Angeklagten) und der Behörde (den Anklägern) geschädigt ist.

Wie viel auf dem Spiel steht, wird mir erst im nachhinein bewusst.

Aber noch läuft die Verhandlung und die Richterin stellt mir Fragen, die ich wahrheitsgemäß beantworte. Ich hatte das Geld behalten, weil ich dachte, es gehört mir.

Im Lauf der Verhandlung ändert sich plötzlich die feindselige Stimmung des Anklägers mir gegenüber. Zu Beginn war ich in seinen Augen jemand, dem „das Handwerk gelegt werden musste“.

Aber alle merkten, dass ich die Wahrheit sprach. Die Schöffen waren auf meiner Seite, die Richterin war es und zum Schluss sogar der Ankläger, der mir nach der Einstellung des Verfahrens noch alles Gute im Leben wünschte.

Freispruch oder Schuldspruch – was ist dir lieber?

Ich hätte nie gedacht, im Leben einmal vor Gericht zu stehen, aber so ist es gewesen. Und es kann gut sein, dass manche mich deswegen nun geringer schätzen oder sogar verurteilen, dass ich damals so gehandelt habe. Aber ich wusste es zu dem Zeitpunkt nicht besser. Auf der anderen Seite kann ich – ein klitzekleinesbisschen – mir vorstellen, wie es ist, auf der Anklagebank zu sitzen und für die Sünden verurteilt zu werden.

Nur wird mir dort kein Anwalt der Welt zur Seite stehen können und vor allem werde ich vor dem ewigen Gericht keine Gegenargumentation vorbringen können, die mich vor dem Schuldspruch verschont.

Es steht dabei viel viel mehr auf dem Spiel – nämlich unsere ewige Seele.

Jeder Mensch hat in seinem Leben mehrmals die Möglichkeit, die kostenlose Rettung anzunehmen. Indem er seine Sünden erkennt und bekennt und an das ewige Opfer am Kreuz, welches von Jesus Christus gegeben wurde, glaubt. Dann sind alle Schulden bezahlt. Selbst die, die noch dazu kommen werden.

Das ewige Gericht lässt sich auch nicht von einer Maskerade täuschen, so wie manche Menschen es hier vor dem irdischen Gericht tun, die für abscheuliche Verbrechen nie belangt werden oder die Strafe viel zu milde ausfällt.

Gott ist gerecht und wer auf der ewigen Anklagebank sitzt, wird bekennen: Ja, du hast mich angesprochen aber ich wollte dir nicht folgen.

Deswegen möchte ich jeden aufrufen, die Bibel zu lesen und sich aktiv zu fragen, was nach dem Tode geschieht. Es zu verdrängen, bis es zu spät ist, ist keine gute Strategie.

Ich bin dem Herrn so dankbar, dass er mich gerettet hat und mir auch im irdischen Gericht zur Seite stand – als mein Anwalt, mein Tröster und Beschützer.

Kristina