Plötzlich hatte ich den Fokus verloren.

Wenn ich genau darüber nachdenke, begann alles bereits im April, als wir im Öffentlichkeitsarbeitsteam die Einweihungsfeier unseres neuen Gemeindegebäudes vorbereiteten. Nach der Einweihung dachte ich immer öfter daran, mir ein wenig Ruhe zu gönnen. Aber die gab es nicht. Das Taufheft stand an, dazu das Gemeindeblatt vor der Sommerpause. Irgendwie griffen diese Dinge nahtlos ineinander über, so dass ich irgendwann den Fokus auf das verlor, was mir wichtig war. War alles, was ich machte, noch zur Ehre Gottes oder wollte ich es nur noch hinter mich bringen?

Plötzlich hatte ich den Fokus verloren.

Jeder, der schon mal ein Burnout hatte, wird mir bestätigen, dass es sich ankündigt. Manchmal über einen Zeitraum, der Jahre andauert. Aber dann – eines Tages – kommt der Einschlag und der kann so heftig sein, dass man in die Klinik eingeliefert werden muss. Der Boden wird einem buchstäblich unter den Füßen weggezogen und man kann nur noch als passiver Zuschauer mitansehen, wie das eigene Leben (und das was man sich erarbeitet hat) zerbricht.

Die zweite Phase ist diejenige, des Bewältigens, des „sich wieder zurechtfindens“ in die Gesellschaft. Selbst wenn man nie wieder arbeiten gehen kann, gibt es doch viele Möglichkeiten, sich eine Routine beizubehalten und den Fokus auf etwas zu legen, was einem Freude bereitet. Ich kenne nicht wenige, die sich ehrenamtlich engagieren und ihre ganze Kraft in diese Sache hineinstecken. Was ich wirklich bewundere.

Eigentlich hätte ich in den vergangenen Monaten klüger handel müssen. Immerhin bin ich ein Kind Gottes und der Heilige Geist führt mich. Aber offensichtlich brauche ich in Sachen Geduld und Akzeptanz der eigenen Grenzen noch immer wieder neue Lektionen. Denn ich bin an diesen Ereignissen nicht unschuldig, sondern habe jede anstehende Aufgabe – sowie zusätzliche – mit einem lauten „JA“ angenommen.

Welchen Fokus legen wir für unsere Arbeit fest?

Normalerweise brauchen wir für das Gemeindeblatt nicht mehr als zwei Wochen zu layouten. In dieser Zeit wird die interne Kommunikation auf das Maximum hochgefahren und Whatsapp zum Glühen gebracht. Doch dieses Mal wurden wir nicht fertig. Zweimal verschoben wir die Deadline, weil es sonst viele weiße Seiten gegeben hätte.

Die Kommunikation in dieser Heftigkeit hielt an und ich merkte, dass mir das zuviel ist. Dabei habe ich das Handy schon auf Dauerflugmodus eingestellt und bekomme die Nachrichten nur, wenn ich es einschalte. Aber ich merkte, wie gefangen ich in meinem Pflichtbewusstsein war und meinem Perfektionismus, die letzte Ausgabe vor der Sommerpause besonders gut zu layouten, obwohl ich mich innerlich bereits ausgebrannt fühlte.

Lange Rede kurzer Sinn: Die Ausgabe stellten wir irgendwann fertig, doch zu dem Zeitpunkt war die Depression schon in aller Heftigkeit bei mir ausgebrochen. Ich hatte die vielen Warnsignale ignoriert (wie früher) und gedacht, ich packe das schon. Der Fokus war allerdings weg und die Freude über die Arbeit ebenso. Es war einfach nur ein stupides abhacken von Aufgaben, die ich zu erledigen hatte.

War das noch zur Ehre Gottes? Wie kam ich aus dieser Zeitschleife aus Überforderung und den Anspruch des Perfektionismusses heraus?

Ich betete.

Lange und intensiv. Und merkte, wie Gott zu meinem Herzen sprach.

Plötzlich hatte ich den Fokus verloren.

Bewusst eine Pause machen!

Ich brauchte eine Pause. Von allem und allen. Die Kommunikation auf ein Minimum herunterfahren und die Gemeindeaktivitäten auf fast Null reduzieren. Dafür öfter in die Natur gehen, mehr stille Zeit machen, darüber nachdenken, ob man weiterhin noch im Team bleibt. Ich schrieb meinen Teamleitern und erklärte ihnen die Situation. Sie reagierten mit viel Verständnis und wollen mich unterstützen. Das hat mich sehr berührt!

All das braucht jetzt Zeit. Der Feind kann natürlich auch meine Freude wegnehmen und mir einreden, dass ich nicht mehr ins Team passe. Von daher muss ich sehen, ob sie wieder kommt oder dauerhaft fort ist. Letztlich weiß ich, dass der Herr mich in allen Dingen leitet. Ich will den Fokus auf Jesus Christus setzen. Und abwarten, was seine Antwort ist.

Letztlich weiß ich, dass für alle Entscheidungen, für die ich ein tiefes inneres „JA“ empfinde, gut sind. Deswegen darf ich jetzt in einer Kurzschlusshandlung nicht alles wegwerfen (glaubt mir, ich war mehrmals kurz davor!). Die Arbeit im ÖA Team machte mir so viel Freude und ich lernte so vieles Neues dazu. Ich hoffe, dass ich weiterhin da bleiben kann.

Aber das liegt nicht an mir, sondern an dem Herrn. Wenn er entscheidet, dass meine Zeit dort abgelaufen ist, dann wird er das im besten Sinne für mich tun. Jetzt habe ich erstmal einige Monate Zeit, um abzuwarten und mich zu erholen. Im August steht die Operation an und ich bin froh, bereits alles dafür geplant zu haben. Meine Mutter kommt nach Kiel und wird für meine zwei Kater sorgen. Und ich bin auch da guter Dinge, dass sich alles zum Besten wenden wird.

Weil ich jetzt Frieden mit Gott durch das ewig gültige Opfer von Jesus Christus geschlossen habe und sein Kind geworden bin!

Kristina