Psychisch krank und Christ? Gibt’s nicht oder?

Psychisch krank und Christ? Gibt's nicht oder?

Mit der psychischen Krankheit verhält es sich anders, als mit einer körperlichen. Das Problem ist: wir können in die Psyche des Anderen nicht reinschauen. Und wenn wir bislang nie psychische Probleme in unserem Leben hatten, dann kann es uns schwer fallen, Verständnis für die Situation unseres Gegenüber zu empfinden.

Außerdem ist die psychische Krankheit in unserer Gesellschaft nach wie vor ein Tabu Thema. Die Krankheit wird oft so behandelt, als gibt es sie nicht oder derjenige ist eben selbst schuld, wenn er krank ist. Aber warum ist das so? Und wie kann ich als Christ damit umgehen – als Betroffener und Angehöriger?

Es gibt nach wie vor viele Vorurteile gegenüber psychisch Kranken und viele trauen sich deswegen nicht, offen über ihre Krankheit zu sprechen.Bekehre ich mich zum Herrn, ändert sich mein Leben grundlegend. Ich habe Frieden mit dem Schöpfer geschlossen durch das Opfer welches Jesus Christus am Kreuz für mich vollbracht hat.

Bei manchen tritt eine sofortige Änderung im Leben ein, bei anderen dauert es. Aber bei allen, die sich ernsthaft bekehrt haben, gibt es Früchte des Glaubens. In meinem Leben habe ich die Veränderungen sehr drastisch gespürt. Das begann schon damit, dass ich gewisse Filme, die ich früher total lustig fand – jetzt nicht mehr sehen konnte und wollte. Ich erkannte, dass manche Filme sich über Gott lustig machten und ihn verspotteten – das tat mir in der Seele weh. Bei anderen Dingen sah ich allerdings im ersten Augenblick keine Veränderung.

Durch verschiedene Umstände geriet mein Leben Ende 2010 total aus den Fugen. In der Konsequenz dessen landete ich in der Klinik. Ich verbrachte dort einige Monate und konnte dann anschließend die Klinik wieder verlassen. Jedoch der Mensch, der vor den Ereignissen existierte, war weg. Es gab ihn schlichtweg nicht mehr.

Und so sehr ich versuchte, wieder dieser Mensch zu sein, es gelang mir einfach nicht. Die einfachsten Dinge wurden für mich zu einer Herausforderung. Gewissen Stress ertrug ich nun gar nicht mehr. Die Welt drehte sich weiter, wie gewöhnlich, aber für mich drehte sie sich schneller und ich stolperte durchs Leben.

Endlich, schließlich – nach so vielen Irrungen und Wirrungen bekehrte ich mich im Juli 2013 zum Herrn!

Psychisch krank und Christ? Gibt's nicht oder?

Psychisch krank?

Mein Umfeld dachte damals, dass ich mit der Bekehrung nun auch meine Erkrankung hinter mir lassen würde. Sozusagen wie bei einer symbolischen Taufe sollte ich ins Wasser tauchen und frei und gelöst wieder ans Ufer gehen.

Das dachte ich ebenfalls.

Aber nichts geschah.

Ich betete um Heilung, viele Male – aber sie trat nicht ein.

Das war eine schwere Situation für mich, weil ich nicht nur innerlich mit der Enttäuschung zurecht kommen musste, sondern auch mit dem Druck von außen. Es fielen Sätze wie „Dann musst du eben noch mehr beten.“ Und ich dachte damals, dass ich Gott ja nicht zwingen kann, etwas zu tun, was er nicht tun will.

Es dauerte aber nicht lange, da konnte ich Frieden mit der Situation schließen, weil ich dem Herrn vertraue und das bedingungslos. Wenn etwas nicht eintritt, dann hatte er einen guten Grund dafür. Schließlich gab es nur zwei Punkte:

  • Entweder ich war Christ, ein Kind Gottes und Gott wollte mich aus einem bestimmten Grund nicht heilen

oder

  • Ich war kein Kind Gottes

Das letztere konnte ich definitiv ausschließen, weil ich tief im Inneren wusste, dass ich mich echt bekehrt hatte. War die Bibel für mich vor meiner Bekehrung noch ein Buch mit sieben Siegeln, konnte ich sie jetzt mit geöffneten Augen lesen und verstand vieles! Das Wort Gottes wurde mir sehr wichtig in meinem Leben und ein ständiger Ratgeber für die verschiedensten Situationen.

Psychisch krank und Christ? Gibt's nicht oder?

Gibts nicht, oder?

Wie änderte sich das Umfeld bei mir? Es dauerte Zeit, bis man Verständnis für meine Situation hatte und man mir keinen Vorwurf mehr machte. Ich bin den Menschen nicht böse, sondern kann sie verstehen. Wenn jemand noch nie einen Beinbruch hatte, weiß er nicht, wie das ist. Was mir auch geholfen hat, war die Tatsache, dass ich andere Betroffene kennen gelernt habe, die definitiv Kinder Gottes sind.

Und der Glaube ist für mich eine große Stütze. Ich wäre gerne gesund, aber der Herr hat anscheinend etwas anderes vor. Auf der anderen Seite habe ich mich damals, als ich gesund war, vollkommen verausgabt. Ich habe die Warnsignale des Körpers einfach solange ignoriert, bis ich beinahe daran gestorben wäre.

Die Kristina, die es damals gab, war eine egoistische unbarmherzige Frau, die nur für sich einen Vorteil gesucht hat. Und sie war kein Kind Gottes. Will ich wieder so werden wie damals? Nein, auf keinen Fall!

Wir mögen den Plan – den der Herr für uns hat – manchmal nicht erkennen. Aber wir dürfen wissen, dass er existiert! Und wenn manchmal nicht das eintritt, wofür wir beten, dann hat Gott etwas anderes mit uns vor. Ich bin dankbar für mein jetziges Leben, auch wenn die Krankheit mich oft von Aktivitäten abschneidet, an denen ich gerne teilnehmen würde.

Ich finde es schade, dass psychische Krankheiten oft verschwiegen werden. Niemand ist schwach, weil er krank ist. In unserer Leistungsgesellschaft ist eine psychische Krankheit ein NoGo. Derjenige ist nicht mehr zur Höchstleistung fähig und kann seinen Beitrag nicht mehr leisten. Warum derjenige krank geworden ist, wird allerdings nicht hinterfragt. Ich persönlich finde unsere heutige moderne Welt krankmachend, nicht umsonst haben Psychologen und Psychiater zu jeder Jahreszeit Hochsaison.

Krank zu sein, bedeutet nicht, dass man schwach ist!

Jedoch sollte Gemeinde eben NICHT wie die Welt sein. Darum finde ich es gut, immer wieder darüber offen zu sprechen. Wenn ich es nicht tue, können andere mein Handeln nicht nachvollziehen und dann auch kein Verständnis dafür aufbringen. Es fällt mir zum Beispiel oft sehr schwer, am Sonntag früh aufzustehen, weil ich Medikamente nehmen muss, die mich sehr müde machen. Von einer äußeren Sichtweise könnte man annehmen, ich sei einfach nur faul und möchte ausschlafen.

Sonntags rechtzeitig aufzustehen ist jedes mal ein Kampf und für jeden Sieg bin ich unglaublich dankbar!

Und wenn ich es nicht schaffe, tröstet es mich, dass ich wissen darf, dass Gott mein „wollen“ sieht. Ich scheitere nicht, wenn ich nicht aufstehen kann. Ich scheitere nur, wenn ich aufhöre, es zu versuchen.

Der Herr ist bei mir und trägt mich durch jede Krankheit – sei sie physisch oder psychisch!Als ich mich damals zum Herrn bekehrte, habe ich ein Buch über meine Bekehrung veröffentlicht und sozusagen mein vorheriges Leben in einer kurzen Zusammenfassung niedergeschrieben.

Für manche Menschen mag das ein gewagter Schritt sein, aber ich hatte so viele Jahre lang über meinen seelischen Zustand geschwiegen, dass ich mich von diesen Fesseln befreien wollte. Es wird immer Menschen im Leben geben, die für die eigene Situation kein Verständnis aufbringen können, aber wenn ich offen mit der Krankheit umgehe, ist es für mich kein Tabu Thema mehr!

Als Angehöriger ist es gut, wenn man mit dem Betroffenen offen darüber redet, wenn man die Erkrankung nicht versteht. Was ein Betroffener nicht hören will, sind die üblichen Standartsätze, die es zuhauf gibt. Verständnis ist hier unglaublich wichtig. Selbst wenn man die Krankheit vielleicht niemals verstehen wird, fühlen sich Betroffene getröstet wenn sie wissen dürfen, dass man sie ernst nimmt.

Ich sehe es als Segen an, dass ich in meiner Gemeinde einige andere Christen kenne, die wie ich, psychisch krank sind. Gott sieht uns anders als die Welt an. Wir dürfen ihm dienen und im Rahmen unserer Möglichkeiten Früchte des Glaubens bringen. Bei Gott gibt es keine schwachen Menschen, denn für ihn sind wir alle schwach. Weil wir alle versagt haben und seiner Rettung bedürfen.

Kristina