Selbstzweifel als Christ oder warum ich kein Superchrist bin!

Warum ich kein Superchrist bin - Er liebt Dich!

Das Leben als Christ inmitten einer Gemeinde ist ein wunderschönes Leben. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten sich zu engagieren und in der Regel wird jede helfende Hand gebraucht. Aber man kann sich auch schnell überfordern mit dem Engagement, wenn die eigene Erwartung an einem selbst zu hochgesteckt ist.

Ich habe schon einige rastlose Christen kennengelernt, die quasi ihr letztes Arbeitshemd für die Gemeinde geben. Kaum wird nach Mitarbeitern gefragt, sind sie schon zur Stelle. Das alles ist absolut lobenswert, kann aber auch dazu führen, dass manche Christen irgendwann sich ausgelaugt fühlen und kraftlos.

Und ich denke, dass ist dann ein Punkt, wo man innehalten muss und wieder zur Ruhe kommen sollte.

Ich kann nur von meinem Christenleben gezielt sprechen, aber wegen meiner Vergangenheit und der psychischen Krankheit bin ich nicht mehr so belastbar wie früher. Schon geringster Stress kann mich erschöpfen. Dazu ist es für mich anstrengend, von vielen Menschen umgeben zu sein. Irgendwie eine schlechte Sache, wenn man in die Gemeinde geht, oder?

Aber der Herr hilft mir sehr dabei. Ich habe gelernt, dass wenn ich in einer stressigen Umgebung für mich gewesen bin, anschließend zu Hause zur Ruhe zu kommen. Wenn ich davon schreibe, dann kann ich es nicht gut darstellen, was in mir geschieht, wenn ich den Stress ignoriere. Die Auswirkungen aber sind sehr heftig, was ich bei der Jugendfreizeit erleben musste.

Ein ganzes Wochenende war geplant, in Wrist zu verbringen, gute Gespräche zu führen und vor allem, um sich kennen zu lernen. Das war meine erste Freizeit überhaupt und ich war am Freitag auf der Hinfahrt schon sehr aufgeregt. Der Tag war angefüllt mit Aktionen und am nächsten Tag fühlte ich mich wie gerädert. Ich hatte die Nacht kaum geschlafen und bin immer wieder aufgewacht. Dadurch war meine Stimmung nicht die Allerbeste. Aber ich wollte eben keinen Aufstand machen, sondern ignorierte all das und versuchte, mich zu integrieren.

Gegen Mittag allerdings merkte ich, dass es mir seelisch sehr schlecht ging. Ich ging auf die Toilette, weinte etwas und dachte mir dabei, dass es nicht sein kann, dass ich weine, obwohl um mich herum nur liebe Mitmenschen sind. Ich merkte einfach, dass die fremde Umgebung, die vielen fremden Menschen (viele kannte ich nicht wirklich) für mich zuviel waren. Ich war sehr dankbar, dass Gott Geschwister an dem Tag geschickt hatte, die mich nach Hause fahren konnten. Als ich zu Hause angekommen war, spürte ich regelrecht, wie der Stress von mir abfiel.

Als ich in den nächsten Tagen zur Gemeinde ging, überreicht man mir eine Karte. Als ich sie umdrehte, sah ich, dass viele Geschwister positive Eigenschaften von mir oder Talente aufgeschrieben hatten. In der Freizeit sollte jeder eine Karte bekommen und ich hatte das total vergessen und war so überrascht, dass so vieles geschrieben wurde, was ich oft in mir nicht gesehen hatte. Das hat mich sehr berührt und diese Geste berührt mich noch heute. Vor allem, weil ich eben nicht Montags mit den anderen nach Hause gefahren war, sondern schon am Samstag.

Warum ich kein Superchrist bin - Er liebt Dich!

Für Außenstehende mag es oft schwer verständlich sein, wenn man selbst nicht so leistungsfähig wie vermeintlich andere ist. Es stimmt ja auch, dass Gott einem Kraft schenkt, aber er schenkt auch Ruhe. Was ich so schön an der Gemeinschaft fand war, dass mir niemand einen Vorwurf gemacht hat oder das ich komisch angeschaut wurde. Ich stieß auf Verständnis und da war ich dem Herrn sehr dankbar dafür.

Wir stammen alle aus der Leistungsgesellschaft und viele befinden sich mitten darin. Viele Jahre konnte ich mithalten und mir mein eigenes Leben aufbauen. Aber das brach eines Tages in tausend Scherben zusammen und seitdem bin ich nicht mehr die nach Karriere strebende Kristina, sondern eine andere geworden. Ich hatte selbst damit viele Jahre zu kämpfen, zu akzeptieren, dass ich eben nicht mehr so bin, wie ich damals war.

Aber wenn ich mein Leben mit dem damaligen vergleiche – auch wenn ich heute offiziell von den Behörden als arm eingestuft werde – dann bin ich heute definitiv viel viel glücklicher!

Damals hatte ich nicht Gott an meiner Seite, sondern strebte nach der Selbstverwirklichung.

Heute darf ich zum großen Schöpfer Vater sagen, weil er mein Vater geworden ist! Auch lehrt Gott mich so vieles jeden Tag, dass ich wirklich jeden Tag dankbar bin!

Ich glaube, dass dieser Leistungsdruck bei vielen Christen auch in ihr christliches Leben reinstrahlt, was sie selber gar nicht merken.

Warum ich kein Superchrist bin - Er liebt Dich!

Ich denke, das beste ist, zu wissen, dass man auch als Christ nein sagen darf.

Viel wichtiger allerdings ist es eh, vor einer Entscheidung zu beten und Gott um Rat zu fragen. Das kommt in meinem Leben auch manchmal zu kurz. Bei einer Sache war ich so dermaßen davon überzeugt, dass das schon richtig ist, dass ich Gott nicht um Rat gefragt habe. das ging dann total nach hinten los und ich war am Ende von dem negativen Ausgang überrumpelt.

Wir dürfen als Kinder Gottes dem Herrn alles anvertrauen. Auch wenn wir mit manchen Dingen überfordert sind. Es ist immer besser, dann diese Dinge anderen anzuvertrauen, damit wir mehr Zeit für unser Glaubensleben haben.

Wer immer nur gibt und macht, wird irgendwann leer sein, wenn er sich nicht durch das Wort Gottes und die stille Zeit (die man ganz individuell gestalten kann) wieder füllt. Ich merke das vor allem, wenn ich einen Beitrag schreiben muss und mir nichts dazu einfällt. Dann habe ich entweder zu wenig Bibel gelesen oder mich auch sonst von den alltäglichen Dingen zu sehr ablenken lassen.

Wenn wir etwas nicht können, weil es zuviel für uns ist – dann brauchen wir nicht an uns zweifeln! Es gibt keine Superchristen in der Bibel und die, die sich als solche bezeichnet haben, waren Irrlehrer die der Apostel Paulus in seinem Brief an die Korinther scharf anging (2. Kor. 11).

Ich habe euch diesmal viel von mir erzählt und nicht, weil ich Mitleid haben will. Ich bin dem Herrn für mein jetziges Leben wirklich sehr dankbar und sein Wort begleitet mich durch den Tag und tröstet und ermutigt mich gleichermaßen. Durch die Krankheit musste ich lernen, meine Grenzen zu respektieren. Und ich erkannte, dass ich früher sehr ignorant mit mir umgegangen bin. Ich habe Schwäche nicht zugelassen und viele Warnsignale ignoriert, bis es fast zu spät war.

Die Gemeinde ist mir sehr wichtig und ich engagiere mich sehr gerne darin, aber ich weiß auch, dass ich auch mal Nein sagen kann, wenn manches für mich nicht machbar ist, was für andere eine einfache Übung vielleicht darstellt. Der Herr kennt mich und er kennt meine Grenzen, bzw. er setzt sie. Ausgenommen sollte natürlich der Angriff des Feindes sein, der uns auch manchmal schwach machen will. Aber ich wollte heute nur von den Grenzen sprechen, die uns gut tun, weil sie eine Hilfslinie darstellen und keine Begrenzung. Diese Linie schützt uns vor Überlastung, das merken wir spätestens dann, wenn wir sie überschritten haben.

In diesem Sinne wünsche ich euch ein gesegnetes Wochenende!

Kristina