Vergib deinen Glaubensgeschwistern!

Vergib deinen Glaubensgeschwistern!

Der Angriff kam unerwartet und brach über mir herein, wie ein ausgewachsener Hurrikan. Ich sei keine Nachfolgerin Christi und würde den Herrn nicht ehren. Ich konnte die Worte nicht fassen, die ein Bruder über mich dachte. Dabei war der Grund für seinen Ärger absolut harmlos. Zuerst behielt ich die Fassung und versuchte, mit Gegenargumenten ihn zu besänftigen. Aber je länger die Beschuldigungen anhielten, desto wütender wurde ich. Am Ende verlor ich dann auch die Fassung und unsere Konversation endete damit, dass der Bruder mich blockierte. An diesem Tag haben wir beide dem Herrn die Ehre nicht gegeben, weil wir genau das taten, was der Feind von uns wollte. Wir entzweiten uns.

Ich denke, jeder von uns hat so etwas oder ähnliches schon mal erlebt. In einem solchen Streit gibt es keine Sieger. Beide verlieren.

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich das verarbeiten konnte. Und ich brauchte das Gespräch eines Bruders, der für mich betete und mich stärkte. Lange Zeit dachte ich auch, dass ich gut geantwortet habe, aber als ich den Chatverlauf nach einigen Monaten nochmal durchlas, entdeckte ich, dass ich mich von der Wut des Bruders habe anstecken lassen und am Ende ihn nur noch weiter anstachelte. Mittlerweile denke ich, dass es klüger gewesen wäre, gar nicht zu antworten. Wenn derjenige nicht mit sich reden lässt, bringt ein Gespräch rein gar nichts.

Vergib deinen Glaubensgeschwistern!

Aber warum schmerzt dieser Streit unter Geschwistern so besonders?

Ich glaube, es liegt an der inneren Verbundenheit, die die Bibel so treffend beschreibt:

Denn gleichwie wir an einem Leib viele Glieder besitzen,
nicht alle Glieder aber dieselbe Tätigkeit haben,
so sind auch wir, die vielen, ein Leib in Christus,
und als einzelne untereinander Glieder,
– Römer 12,4-5 –

Es ist die Verbundenheit, die wir in Christus haben, durch unser Bekenntnis und der Glaube an das ewige Sühnopfer am Kreuz auf Golgatha. Es gibt keine größere Freude, die man empfindet (zumindest geht es mir so), wenn man auf neue Glaubensgeschwister trifft und merkt, dass sie den Herrn genau so sehr lieben, wie man selbst.

Darum ist es auch so wichtig, eine Gemeinde zu haben, in die man geht und durch die man Kontakt zu anderen Geschwistern knüpft. Das Internet ist gut und schön und ich bin auch für die entstandenen Kontakte sehr dankbar. Sie können aber eine Gemeinde nicht ersetzen, weil ich im Internet mir meine Freunde aussuchen kann.

In einer Gemeinde habe ich immer mal wieder Schwierigkeiten auszuhalten, durch die mich der Herr das Zusammenleben mit Geschwistern lehren will. Und auch wenn ich kein Freund von solchen Prüfungen bin, denke ich, dass sie sehr wichtig sind, weil wir mittlerweile in einer Welt voll von schnelllebigen Kontakten leben, die rasch geknüpft und noch rascher gelöst werden, sobald nur ein Funke von Konflikt aufflammt.

Deswegen empfinde ich eine Heimatgemeinde als etwas sehr Wichtiges, weil man dort Wurzeln schlagen kann und auch herausgefordert wird. Wobei man selbst auch eine Herausforderung für andere sein kann.

Die Freude am Herrn ist unsere Kraft und es gibt nichts Schöneres, wenn Geschwister sich versammeln, um den Herrn anzubeten.

Aber der Feind schläft nicht und versucht, diesen Frieden zu stören.

Vergib deinen Glaubensgeschwistern!

Doch Gott ist auf unserer Seite!

Der Feind mag es vielleicht schaffen, Konflikte in dieser Welt heraufzubeschwören und Freundschaften zu beenden, aber im Gebet haben wir die stärkste Waffe, die ein Mensch nutzen kann!

Vergib deinen Glaubensgeschwistern!

Aber ich gebe zu, dass es im oben geschilderten Fall mehr als ein Gebet gebraucht hat, bis ich wieder meinen inneren Frieden für den Bruder empfand. Eine Aussprache ist auf jeden Fall empfehlenswert, aber das muss von beiden Seiten gewollt werden. Wichtiger ist jedoch, die Vergebung, weil durch diese man die Last dem Herrn abgibt und sie nicht mehr tragen muss.

 

Der Herr wird sich darum kümmern und man selbst ist frei.

Auch wenn es schön wäre, keinerlei Konflikte mit Geschwistern zu haben, müssen wir bedenken, dass wir alle unterschiedlichen Prägungen und Leben haben. Niemand von uns ist als Christ auf die Welt gekommen. Auch wenn in der Bibel steht, dass unsere Vergangenheit für Gott wirklich vergangen ist, sind wir mit der Bekehrung nicht automatisch ein komplett neuer Mensch. Der Herr arbeitet kontinuierlich an uns und ändert uns Stück für Stück zum Guten, ein Leben lang!

Die Vollkommenheit erreichen wir erst, wenn wir mit unserem neuen und einzigen Leib im Himmel sind. Davor werden wir immer wieder Konflikte mit uns selbst oder anderen ausfechten. Manchmal werden wir im Recht sein, manchmal die anderen. Manchmal werden wir ohne Grund angegriffen, manchmal lassen wir uns von unserer Streitlustigkeit anstecken. Ich sage nicht, dass das gut ist, aber es ist die Wahrheit.

Ich glaube fest daran, dass Gott diese Konflikte zulässt, damit wir aus ihnen lernen können, beim nächsten Mal nicht in dasselbe Fettnäpfchen zu treten. Aber selbst, wenn wir wieder dieselben Fehler machen, wird Gott uns nicht fallen lassen, denn ER ist geduldig!

Gott vergibt uns, also können wir auch vergeben, oder?

Kristina