Warum ich?

Ich liebe meinen Herrn. Er ist der Grund, dass ich überhaupt lebe und vor allem wissen darf, was mich in der Ewigkeit erwartet. Alles, was er tut, geschieht nicht aus Willkür. Und doch, kam ich vor kurzem an einen Punkt, der mich wieder ins tiefe Tal der Zweifel stürzte. Dabei begann doch alles so harmlos…

Meine Journey of unvorhergesehenen Diagnosen begann im November, als ich beschloss, den unteren Rückenschmerzen mal auf den Grund zu gehen. Ich klapperte dazu mehrere Ärzte ab. Die Diagnose steht jetzt noch nicht fest (Februar 2019), aber wir befinden uns auf einen guten Weg. Etwas ernstes ist es nicht. Dann, Ende Dezember begann es zeitgleich mit etwas Halsweh und Heiserkeit. Auch nix dolles. Kennt ja jeder.

Nur – sie ging nicht weg. Also ab zum HNO Arzt. Der diagnostizierte eine Kehlkopfentzündung, verschrieb mir Medikamente, die ich selbst bezahlen musste (weil meine KV diese nicht rückerstattet) und schickte mich nach Hause. Teekanne freute sich über den gestiegenen Absatz ihrer Indian Chai Sorte sicher (weil ich mich reichlich damit eindeckte!), aber so langsam war ich genervt.

Ständig tauchten neue rätselhafte Krankheiten auf, die einen Arztbesuch unerlässlich machten. Im Januar musste ich dann noch zu einem anderen Arzt, um mir eine dritte Diagnose erstellen zu lassen. Und in all der Zeit versuchte ich, es hinzunehmen. Vor allem Humor ist etwas, was mir immer wieder Mut gibt, mit den Situationen klar zu kommen. Dadurch wird alles etwas leichter. Wir reden hier auch nicht von tödlichen Krankheiten, aber all diese Dinge scheinen chronisch zu sein.

Sie waren wie unvorhergesehene Besucher, die nicht nur auf einen Tee (Indian Chai) vorbeikamen, sondern mit ihrer Luftmatratze unter dem Arm geklemmt, das Gästezimmer für sich in Anspruch nahmen. Und – sie teilten auch einem nicht mit, wann sie wieder abreisen wollten.

Genervt stellte ich mir die Warum Frage

Hatte ich mir vorgenommen, im Januar mit dem Sport so richtig durchzustarten, machte mir all das einen Strich durch die Rechnung. Ich kam mir wie Hiob vor, auch wenn ich weiß, dass der Vergleich hinkt. Hiob hat etwas durchgemacht, was man nicht ermessen kann. Aber ich fühlte mich ein wenig wie er.

In all der Zeit nahm ich es hin, versuchte gelassen damit umzugehen, mich nicht zu ärgern. Und schon gar nicht die absurde „Warum ich?“ Frage zu stellen. Ich wusste, dass diese Frage nicht beantwortet werden kann und man sie eigentlich nur dann stellt, wenn man voll im Selbstmitleid versunken ist. Ich wollte auf den Herrn vertrauen. Und doch fiel mir das zunehmend schwerer. Weil die Arzttermine einfach nicht aufhören wollten und ich mich durch das viele Sitzen im Wartezimmer immer elendiger fühlte.

Dazu muss man wissen, dass ich ungerne zum Arzt gehe. Wegen einer Erkältung schon gar nicht. Und doch saß ich nun da im Wartezimmer. Starrte auf die Bilder, die dort hingen und versuchte all die unfassbar oberflächlichen Frauenzeitschriften zu ignorieren, die auf dem Tisch vor mir lagen und mich mit ihren öden Clickbaitüberschriften anstarrten.

In diesen Momenten hat der Feind es sehr leicht, einen Zweifel ins Herz zu säen. Hast du etwas falsch gemacht? Irgendetwas, wofür dich Gott bestraft?

Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. – Römer 8,28Wie lästige Mücken schwirrten diese Gedanken in meinem Kopf umher und ich hatte Mühe, sie zum Schweigen zu bringen. Der Herr mag einen auch durch Krankheit erziehen, aber dann wusste man in der Regel durch das Gewissen auch, warum das einem geschieht.

Ich wusste, dass das eine Prüfung war.

Aber ich wusste nicht, wann diese endlich zu Ende ging.

Ich will dem Herrn bedingungslos vertrauen!

Der Moment der echten Verzweiflung kam am 25.02.19, einem Montag (so kann die Woche beginnen!). Da rief ich wirklich laut zum Herrn und klagte ihm mein Leid. Ich gehöre auch nicht zu der Sorte der nah-am-Wasser-gebauten-Menschen. Aber – Himmel – was habe ich da geheult. Am Dienstag ging es mir besser und ich ging (trotz der noch immer andauernden Kehlkopfentzündung) mal wieder raus in den Wald und absolvierte die kleine Runde.

Es war wirklich eine Erlösung, draußen in der Natur zu sein, tief durchatmen zu können und sich daran zu erfreuen, am Leben zu sein. Der Feind hatte es geschafft, meinen Blick auf das Wesentliche abzuwenden und mich nur noch auf die chronischen Krankheiten fokussieren zu lassen. Kein Wunder, dass es mir schlecht ging!

Der Herr ist gütig und barmherzig. Er lässt es zu, dass ich ihn mit einem weinerlichen Ton anklage und ihm trotzig sage, dass ich nicht verstehen kann, dass ausgerechnet mir (!!!) so etwas geschieht. Ich bin mir sicher, dass er in diesem Moment liebevoll auf mich herabgeblickt hat. Und tief im Inneren weiß ich, dass alles was geschieht, für mich zum Guten geschieht. Ich weiß es.

Ich bin dankbar, dass der Herr viel geduldiger mit uns umgeht, als wir mit uns oder mit anderen. Der Feind wird immer wieder versuchen, einen Keil zwischen uns zu treiben. Aber ich weiß auch, dass mich nichts von der Liebe Gottes trennen wird. Jetzt nicht und in der Ewigkeit erst Recht nicht. Niemals!

Das tröstet mich ungemein.

Kristina