Jeden Mittwoch habe ich den Termin mit meinem Betreuer. Wir sitzen, trinken Kaffee und plaudern über alles mögliche. Ich genieße diese Zeit echt, da sie ohne Stress oder „Therapiedruck“ abläuft. An diesem Tag regnete es. Wobei, nein, es regnete nicht, es schüttete aus Kübeln. Ich sah immer wieder aus dem Fenster und dachte mir: Hoffentlich regnet es nicht, wenn ich wieder zur Bushaltestelle gehen muss. Und – als ich das Büro verließ, regnete es nicht. Auch auf dem Weg nach Hause kam ich nicht unter „Regenbeschuss“. Als ich zu Hause sitze, denke ich darüber nach, wie sehr der Herr in meinem Alltag am wirken ist. Und wie oft ich das schon gar nicht mehr wahrnehme.
Das ist keine Sache, auf die ich stolz bin, aber ich denke, es ist menschlich. Die Geschehnisse um uns herum, nehmen manchmal eine zu präsente Position ein. Während Gott in meinem Leben oft im Hintergrund wirkt. In der Rückschau sehe ich allerdings sehr deutlich, wo Gott im Alltag eingegriffen hat oder Situationen ins positive veränderte.
Die Verbundenheit zum Herrn ist immer existent.
Ich mag sie nicht spüren, wenn es mir schlecht geht oder wenn ich Krisen erlebe. Das ändert aber nichts daran, dass ER da ist. Meine Gefühle sind sehr subjektiv, leider. Manchmal liege ich richtig, aber auch oft (sehr oft) daneben. Darum bin ich umso glücklicher, dass ich wissen darf, dass Gott zu seinen Zusagen steht. Die Bibel ist sein Wort. Und ein Kind Gottes bleibt ein solches. Selbst wenn es in Krisenzeiten meint, Gott nicht wahrnehmen zu können.
Der Alltag ohne Gott wäre bei mir sehr grau
Momentan kriselt es an Ecken und Enden, manche sind klein, andere größer. Ich mag das schon gar nicht mehr niederschreiben, weil es mich selbst nervt, mich damit fast tagtäglich zu beschäftigen. Auf der anderen Seite erlebe ich auch immer wieder Begebenheiten, in denen der Herr mir zeigt, dass er bei mir ist. Das tröstet mich.
Unzufrieden mit sich selbst oder seinem Leben, das kennt sicher jeder mal. Diejenigen, die mit dem Kopf schütteln, beglückwünsche ich. Denn selbst in der Bibel gibt es unzählige Erlebnisse, wo Menschen unglücklich waren. Die Psalmen sind voll davon. Und vom Prediger will ich gar nicht erst anfangen.
Doch, wenn ich vergesse, wer der Herr ist, dann sehe ich dauerhaft grau.
Dann vergesse ich vielleicht irgendwann tatsächlich, was Gott alles bereits für mich getan hat. Und wofür ich ihm dankbar sein darf. Ja, wenn ich jetzt aus dem Fenster raus blicke, sehe ich einen Nachbar den Kinderwagen schieben. Es regnet mal wieder hier in Kiel. Er hebt den Wagen an, und überwindet die zwei Treppenstufen, die ins Haus führen. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sieht er nochmal nach seinem Kind, bevor er den Wagen langsam vorwärts schiebt.
Kennt dieser Mann Gott? Weiß er, dass das Kind ein wunderbares Geschenk ist? Kein biologischer Unfall, keine Selbstverständlichkeit? Ist für ihn das Kind schon zum Alltag geworden, oder ist noch alles neu und aufregend?
Warum darf ich von der Existenz Gottes wissen und dieser Mann (vielleicht) nicht? Wenn er Gott noch nicht kennt, hoffe ich, dass er ihn eines Tages erfahren wird. Die Rettung steht für jeden von uns offen. Und ist das nicht ein Grund, dafür jeden Tag dankbar sein zu dürfen?
Gott wirkt im Kleinen wie im Großen
Ich gebe es zu, ganz sicher bin ich nicht jeden Tag dankbar, ein Kind Gottes zu sein. Der Alltag – meiner zumindest – versteht es ganz prächtig, das zu verschleiern. Große Sorgen und kleine kommen noch hinzu. Der Ärger mit der Krankenkasse (als Erwerbsunfähiger in der Privaten gefangen zu sein, macht keinen Spaß – ich muss oft Sachen zuzahlen, weil die Kasse das nicht trägt), Sorgen um die bevorstehenden Tierarztkosten. Es geht oft um das blöde Geld. Und ich wünschte mir, dass ich in dieser Hinsicht viel mehr Vertrauen in Gott setzen könnte.
Doch wenn die Rechnung kommt, gibt es erstmal einen Schock. Dann wird zum Telefon gegriffen, um Ratenzahlung gebeten. Ich weiß nicht, wie oft ich mit Ärzten/Laboren telefoniert habe, weil der Faktor in der Rechnung falsch berechnet ist. Alles was über den Mindestfaktor ist, muss ich zuzahlen. Also bespreche ich immer vor dem eigentlichen Arzttermin mit dem Arzt über dieses Dilemma und dem Faktor. Nur um am Ende (oft) auf der Rechnung zu sehen, dass wieder falsch abgerechnet wurde.
Aber so ist das nunmal. Ich kann das nicht ändern. Und ich bin Gott dankbar, dass er mir die Kraft gibt, wenigstens alle offenen Rechnungen zu klären. Eine Lösung gibt es oft dafür.
Ich sage mir dann immer, dass es eine Prüfung im Vertrauen ist. Und wie ich selbst zugeben muss, habe ich diese Prüfungen offenbar notwendig (auch wenn es in der Zukunft so etwas gerne seltener geben kann!).
All das kann niemals die Tatsache verschleiern oder abmildern, dass ich wissen darf, ein Kind Gottes zu sein. Und das mein Schöpfer selbst in meinem tristesten Alltag am wirken ist!
Kristina