Ein Haus wird gebaut – meine Gemeinde zieht um.

Ein Haus wird gebaut - meine Gemeinde zieht um.

Mai 2014. Ich schaue auf den Zettel, auf dem ich die Hausnummer aufgeschrieben habe und blicke wieder auf das Gebäude vor dem ich stehe. Dann gehe ich, etwas aufgeregt, zur Haustür und halte inne, bevor ich es betrete. Das hier soll eine Gemeinde sein? Die Gemeinden, die ich bis dato besucht hatte, sahen ganz anders aus. Meist waren sie schon von weitem zu erkennen.

Ich öffne die Tür und steige die schmale Treppe hoch, bis in den ersten Stock. Dort eröffnet sich mir ein heller, großer Saal, in dem schon viele Geschwister sitzen.
Sehr freundlich werde ich empfangen und sogar gleich zum Mittagessen eingeladen. Seit diesem Augenblick wusste ich, dass meine Suche nach einer Gemeinde beendet war.

Endlich war ich angekommen.

Zwischen diesen Jahren ist viel in meiner Gemeinde geschehen. Wir haben zwar noch immer Gottesdienste in diesem gemütlichen, alten Haus. Aber das wird sich in diesem Jahr ändern. Wir ziehen um.

Den Weg dorthin kann ich nur als gottgegeben bezeichnen.

Aber von vorne.

Das Gebäude, in dem die Gemeinde noch ansässig ist, steht unter Denkmalschutz. Es ist alt, marode und bedarf dringender Reparaturen. Die schmale Treppe ist eine Qual für ältere Menschen und über Barrierefreiheit müssen wir wirklich nicht sprechen. Wir haben keine Brandschutztreppe und müssen deswegen mit offener Tür Gottesdienst feiern. Zwei Geschwister halten (verteilt auf den Stockwerken) eine sogenannte „Brandwache“, um uns im Falle eines Falles rechtzeitig zu warnen, damit wir alle über die schmale Treppe hinaus auf die Straße fliehen können.

Die Liste der Mängel wuchs und stellte die Gemeinde vor die Frage, ob sie das Haus sanieren oder sich nach einem neuen Gebäude umsehen sollte.

Auch hatten wir oben im Saal nur begrenzt Platz für maximal 80 Menschen (und da platzte er wirklich aus allen Nähten!). Die Gemeinde wuchs, nicht nur junge Leute kamen hinzu, sondern auch ältere fanden einen Platz in der Gemeinschaft.

Der Herr baut Gemeinde – nicht wir!

In einer Gemeindeversammlung beschlossen wir einstimmig, dass die Ältesten (unsere Leiter) sich nach Grundstücken oder geeigneten Häusern umsehen sollten. Immer begleitet im Gebet, dass der Herr uns zeigt, was gut und was richtig ist.

Wir sind mitten in Kiel ansässig. Und der Baumarkt ist – gelinde gesagt – heiß umkämpft. Ich befürwortete einen Umzug, aber wusste auch, dass es zehn Jahre dauern könnte, bis wir etwas gefunden hatten.

Freut euch an dem Herrn, ihr Gerechten, und preist seinen heiligen Namen! – Psalm 97,12Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir so schnell einen Käufer finden, der das denkmalgeschützte Haus kaufen würde.

Doch der Herr zeigte mir, wie falsch ich mit dieser Annahme war.  Es wurde nicht nur ein Käufer gefunden, sondern derjenige besaß noch ein ungenutztes Grundstück, welches ebenfalls zentral in Kiel lag. Er wollte uns nicht nur das Haus abkaufen, sondern dieses Grundstück dazugeben.

Trotz aller Euphorie – manche Geschwister waren schon am überlegen, in welcher Farbe man die Wände streichen könnte – blieb ich skeptisch. Ich betonte immer, dass ich mich erst freuen würde, wenn der Kaufvertrag unterschrieben und der Grundstein gelegt ist. Die Grundsteinlegung fand dann im Sommer 2018 statt und langsam realisierte ich, dass wir wirklich ein neues Gemeindehaus bauen würden.

Ein Haus wird gebaut - meine Gemeinde zieht um.

Gott ist großartig.

Ihr seht an den Bildern, wie fortgeschritten der Bau zum Zeitpunkt schon war. Mittlerweile ist das Dach geschlossen und im April/Mai werden wir umziehen.

Ich bin für meine Gemeinde wirklich sehr dankbar. Wir sind eine offene und moderne Brüdergemeinde, in der jeder willkommen ist. Wir sind nicht perfekt, ganz sicher nicht. Aber wir wollen uns bei der Lehre an der Bibel orientieren. Ich schreibe extra „wollen“, weil wir eben Menschen sind, die immer wieder der Barmherzigkeit des Herrn bedürfen. Und ganz besonders bin ich für die Ältesten dankbar, die immer wieder darum ringen, dass wir uns nicht von der biblischen Lehre entfernen.

Wir wollen dem Herrn dienen

Die Menschen sehen, wie der Herr sie sieht, ist eine tägliche Aufgabe, nach der wir streben. Viele Geschwister engagieren sich in dieser Gemeinde. Wir betreiben einen Büchertisch, richten Konferenzen aus, gestalten missionarische Kinderfreizeiten, unterstützen Ruth, unsere Missionarin, die seit Jahrzehnten im Kongo ihren Dienst verrichtet und und und…

Für eine kleine Gemeinde ist das viel, was an Aufgaben gestemmt wird und ich bin für jeden dankbar, der ihr dient.

Dieses Jahr werden wir das alte Gebäude verlassen und ein Neues betreten. Ganz sicher werden viele neue Menschen unsere Gemeinde besuchen. Ich hoffe, dass wir nicht oberflächlich werden, sondern weiterhin den Menschen, wie Gott ihn sieht, ansehen und jeden, der will, die Möglichkeit geben, sich zu engagieren und auszuprobieren.

Der Feind schläft nie. Es wird sicher Angriffe von außen und von innen geben. Wenn wir wegen dem neuen Gebäude überheblich werden, wird er es leicht haben, uns anzugreifen. Doch wenn ich mich als Kind Gottes auf den Herrn besinne, haben Angriffe keinen Bestand. Ich kann es mittlerweile kaum erwarten, einen Fuß in das neue Gebäude zu setzen und zum ersten Mal die Räumlichkeiten in Augenschein zu nehmen.

Das alte Gebäude hatte seinen Charme und ich habe dort viele schöne Stunden mit meinen Geschwistern verbracht. Aber der Herr hat uns wirklich gezeigt, dass diese Zeit jetzt vorbei ist. Ich freue mich sehr, dass wir endlich bald Barrierefrei sind und jeden Willkommen heißen können! Die älteren Geschwister müssen sich nicht mehr die Treppe hochquälen und wir dürfen in einem ganz anderen Stadtteil die frohe Botschaft verkünden.

Das Christus Forum ist meine Gemeinde. Ich gehöre dahin. Und ich vertraue auf den Herrn, dass er uns weiterhin so gut führt, wie er es all die Jahre getan hat!

Jeder, der in Kiel und Umgebung wohnt, ist herzlich eingeladen, bei uns mal vorbei zu schauen, einen Kaffee oder Tee zu trinken und uns kennen zu lernen. Ich freue mich auf dich!

Kristina