Gelassenheit im Sturm – geht das überhaupt?

Ich sitze vor dem Rechner und checke meinen Maileingang. Alle drei Minuten etwa. Könnten auch zwei sein zwischendurch. Gelassenheit war noch nie meine Stärke gewesen und ich bezweifel, dass sie es auch in Zukunft sein wird. Ich warte auf die Bestätigung meiner doch recht spontanen Anmeldung einer Busfahrt nach Berlin.

Die letzten Wochen und Monate waren für mich seelisch sehr schwierig. War ich anfangs noch ein Verfechter der Corona Maßnahmen, bekam ich mit der Zeit mehr und mehr Zweifel. Die aktuellen Zahlen des RKI zeigen mir, dass es keinerlei Hysterie und Panik bedarf. Dennoch dreht die Regierung weiter auf Turbo und die Medien machen freudig mit. Ab und zu kommt noch ein kritischer Beitrag, aber die meisten Kritiker werden sofort als Leugner diffamiert.

Man setzt sich nicht mit deren Argumenten auseinander, sondern schreibt sie regelrecht nieder.

Und ich sitze so da in meiner Wohnung und lese und denke und esse das alles in mich hinein. Und dann ist wieder Freitag und ich muss (möchte) einen Beitrag hier für euch schreiben. Dann überlege ich sorgfältig, was und wie ich schreibe. Wie ich etwas formuliere. Damit ich niemandem auf dem Fuß trete. Und immer öfter spüre ich eine Diskrepanz zwischen dem, was ich schreibe und dem, was ich denke.

Darf ich als Christ z.b. an Demonstrationen teilnehmen? Und wenn ja, unter welchen Vorraussetzungen? Ist das biblisch in Ordnung oder gebe ich dann ein schlechtes Zeugnis ab? Diese und andere Fragen haben mich schon seit längerem beschäftigt.

Gelassenheit schenkt mir Gott in dem Sturm!

Aber zum Anfang. Der Wendepunkt des Ganzen und der Startpunkt meiner Entrüstung begann, als ich las, dass das Gesundheitsamt Eltern gedroht hat, ihren Kindern bei Verdacht, dass sie eine Corona Infektion haben, wegzunehmen, sollten diese sich nicht ordnungsgemäß verhalten.

Quelle: Tagesspiegel
Quelle: Eltern in der Krise
Quelle: Offizielles Behördenschreiben

Darin heißt es, sollten Kinder möglichst:

  • Alleine ihre Mahlzeiten einnehmen
  • Sich möglichst alleine in einem Raum, getrennt von den anderen aufhalten
  • den Kontakt zu Familienmitglieder vermeiden

Das hat bei mir den Fass aus dem Boden sozusagen ausgeschlagen. Das so etwas Grausames verfasst worden ist. Als das öffentlich wurde, wurde beschwichtigt und abgewiegelt. Alles sei nicht so schlimm. Allerdings wurde dann auch öffentlich, dass die Diakonie bereits eine Stelle als Pädagogische-Fachkraft in einer Inobhutnahme für Kinder und Jugendliche in Quarantäne ausgeschrieben hatte (Link). Die Stellenanzeige wurde mittlerweile entfernt. Allerdings stand dort in der Anzeige, dass das ein Job mit Zukunftsperspektive sei. Wer glaubt, dass also diese Maßnahmen nur dazu eingerichtet worden sind, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird (und es nie war), irrt. Jeder sollte sich einfach selbst die offiziellen Zahlen vom RKI ansehen und für sich entscheiden, ob wir noch eine Pandemie haben oder nicht.

Wie gehe ich als Kind Gottes damit um?

Gelassenheit im Sturm - geht das überhaupt?

Wir haben den Geist der Gelassenheit und nicht den Geist der Furcht! Allerdings sehe ich es ebenso kritisch, wenn man sozusagen gar nicht mehr darüber spricht, weil es einen vielleicht nicht betrifft.

Mich hat das mit den Kindern (die Maßnahmen gelten übrigens für die Kinder ab drei Jahren!) wütend und traurig zugleich gemacht. Für Gott sind Kinder etwas Besonderes. Sie sind ein Geschenk an die Eltern und müssen von uns beschützt werden. Kinder haben keine Lobby und sind den Erwachsenen ausgeliefert.

Das war wie gesagt der letzte Tropfen für mich. Aber ich weiß auch, dass ich – falls ich bei den Protesten dabei bin – gewaltfrei sein werde. Denn Gewalt ist nie eine Lösung. Mittlerweile habe ich Kontakt zu anderen Christen geknüpft, die die Maßnahmen der Regierung ebenfalls biblisch kritisch sehen. Ich möchte vor allem hier wirklich zu mehr Gebet aufrufen und für die Menschen beten. Für die Regierung, für die Polizei und auch für die Teilnehmer der Demonstrationen.

Wir haben den Geist der Gelassenheit!

Ich weiß, dass ich mich mit diesem Text hier sozusagen aus meinem sicheren schön gezimmerten Nest raustraue und vielleicht auch Leser verliere. Ja, vielleicht sogar Freundschaften. Aber auf der anderen Seite kann ich mich nicht mehr im Spiegel ansehen, wenn ich nicht darüber schreibe, wie es mir geht. Ich werde jetzt öfters darüber berichten – um aber auch vor allem für diese Menschen beten zu können.

Wir müssen beten und ein Zeugnis sein! Wie sagte Paulus so schön: Jeder sei sich seiner Meinung gewiss. Deshalb sei dir deiner Meinung gewiss. So Gott will, werde ich morgen in Berlin sein. Und mir eine eigene Meinung über all diese Menschen bilden, die da auf die Straße gehen und für das Grundrecht demonstrieren.

Kristina