Kann ich den Ansprüchen je genügen?

Kann ich den Ansprüchen je genügen?

Ich weiß nicht, ob es dir auch so geht, aber oft handel ich genau so, wie ich es nicht will. Die Liste ist lang – sehr lang. Sei es die Unfreundlichkeit, mit der ich meinen Nachbarn von mal zu mal begegne, oder den Gedanken, die mir manchmal durch den Kopf schießen. Das schlimme daran ist ja, dass ich danach die Situation nicht mehr ändern kann.

Ein Wort, eine Tat, ein Gedanke.

Sie sind nicht annullierbar.

Manchmal, wenn ich auf Facebook von den vermeintlich guten Sprüchen, die tagtäglich geteilt werden, schon mich schon fast erschlagen fühle, denke ich: Kann ich diesen Ansprüchen je genügen? Schon die Ansprüche, die ich mir selbst unbewusst auferlege, sind nicht haltbar. Es ist dieselbe Situation, die der Apostel Paulus so treffend beschrieb.

Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich. – Römer 7,19

Paulus beschreibt den immerwährenden Kampf des Fleisches gegen die neue, von Gott geschaffene, Natur. Und das unser falsches Handeln das Gesetz bestärkt und damit eben die Gerechtigkeit Jesus Christus uns gegenüber.

Mich tröstet es zu wissen, dass der Apostel Paulus solche Schwierigkeiten kannte.Als ich diesen Absatz das erste Mal las, fiel mir ein großer Stein vom Herzen. Denn genau das, was der Apostel so treffend beschrieb, erlebte ich ständig. Genau das, was ich nicht tun will, das tue ich und das was ich stattdessen tun will, tue ich nicht. Ein totaler Widerspruch und doch – menschlich. Denn wir sind Menschen und ganz und gar fehlerhaft. Ohne die Gnade Gottes würden wir uns nur im Kreis drehen, weil wir blind für die Wahrheit wären.

Doch all das kann mich manchmal nicht davor schützen, mich selbst unter Druck zu setzen und mich aus eigenen Kräften zum Guten zu ändern.

Eigene Kraft = kurze Dauer

Aus eigener Kraft etwas zu ändern oder etwas zu bewirken (sei es noch so „edelmütig“) hat mich schon in manch schwierige Situationen gebracht. Letzten Endes stand ich vor einem Scherbenhaufen und musste den Müll zusammenkehren, den ich fabriziert hatte. Ich glaube, jeder von uns – ob Kind Gottes oder nicht – versucht ab und zu, etwas zu verändern.

Zum Jahreswechsel werden wieder die berühmten Vorsätze kommen, von denen die meisten doch wieder innerhalb weniger Tage gebrochen werden. Hinter all diesem Wollen und Wirken steckt der Wunsch, sich zu bessern. Das bedeutet, ich erlebe etwas fehlerhaftes an mir und möchte das ändern. Diesen Gedanke finde ich gar nicht schlecht. Es gibt sicher auch Menschen, die von sich behaupten, gar keine Fehler zu haben.

Aber ohne Gottes Hilfe kann ich nichts auf Dauer verändern.

Ich muss mich selbst fragen: Sind meine Ansprüche zu hoch angesetzt? Bin ich gar ein Perfektionist? Die Bibel ist voll von Menschen, die alles andere als perfekt waren. Und Gott hatte sie dennoch für seinen perfekten Plan genutzt. Das finde ich gerade faszinierend an der Bibel und das war mit ein Grund, warum ich an sie damals als neu Bekehrte glauben konnte. Sie beschönigte nie etwas, sondern beschrieb uns Menschen so, wie wir sind.

Und es kann eine schmerzliche Sache sein, wenn man als gerettetes Kind Gottes merkt, dass man wieder selbst versucht hat, das Boot zu lenken. Anstatt, dass man dem Herrn vertraut und ihm das Steuer überlässt, habe ich mal wieder versucht Kapitän zu spielen. Klappte diesmal zwar nicht, aber vielleicht beim nächsten mal…

Ansprüche können uns in Krisen führen

Kann ich den Ansprüchen je genügen?

Andere Menschen mögen Ansprüche an mich stellen, jedoch weiß ich, dass ich diese nicht erfüllen kann. Meine eigenen Ansprüche an mir selbst, sind es, die gefährlich sein können.

Vor einigen Jahren las ich auf Facebook eine Unterhaltung zwischen zwei Glaubensschwestern. Die eine war so traurig, dass sie so unperfekt war. Sie wollte doch alles richtig machen, für den Herrn. So weit können unsere eigenen Gedanken uns bringen. Das wir uns gar nicht mehr über unsere Rettung freuen, sondern uns dermaßen knechten mit den Gedanken, perfekt zu sein.

Wir sind nicht perfekt und werden es erst im Himmel beim Herrn sein!

Hier auf der Erde haben wir jeden Tag mit dem Kampf gegen unser Fleisch zu tun.

Der Herr ändert mich, Tag für Tag. Nur Er kann dauerhafte Veränderung bewirken!Wenn ich wiedergeboren bin, erschafft der Herr in mir eine neue Natur. Eine, die rein und sündlos ist. Aber ich lebe nach wie vor im selben Körper und schwebe (noch immer) nicht zwei Meter über den Boden.

Der Herr zeigt mir durch sein Wort, wie er mich sieht und was ich für ihn bin. Der oben genannte Satz des Apostel Paulus endet ja nicht mit diesen Worten, sondern mit diesen:

Denn ich habe Lust an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das gegen das Gesetz meiner Gesinnung streitet und mich gefangen nimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib? Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! So diene ich selbst nun mit der Gesinnung dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.  – Römer 7,23-35

Ich danke dem Herrn für seine Rettung, dass ich wissen darf, ein geliebtes Kind zu sein. Ein Kind, was fehlerhaft ist und oft daran erinnert wird.

Ja, manchmal nehme ich die Zügel wieder in die eigene Hand und Gott ist auch so gnädig, mich dann meinen Weg gehen zu lassen. Doch oft drehe ich dann schnell wieder um, weil ich (wie so oft) in eine Sackgasse gelaufen bin. Wenn du ein Kind Gottes bist, lass dich von deinen Gedanken nicht knechten. Sieh dich so, wie Gott dich sieht und danke ihm dafür, dass er tagtäglich an dir arbeitet, um dich auf Dauer zum Guten zu ändern.

Kristina