Zweifel als Christ? Wie gehe ich damit um?

Zweifel als Christ? Wie gehe ich damit um?

Kann ein Christ Zweifel haben? Am Leben, an den Geschehnissen, die ihn betreffen – trotz des Glaubens an Gott?

Letzte Woche wollte ich die Nordic walking Stöcke ausprobieren, die meine Mutter vorbei gebracht hatte. Seit einigen Wochen betrieb ich wieder meinen geliebten Laufsport und war dabei, neue Strecken im Wald zu entdecken.

Als ich aus dem Bus ausstieg, war ich richtig gut gelaunt. Das Wetter war perfekt – nicht zu kalt, nicht zu warm! Ich hatte geplant, die Wegstrecke soweit zurückzulegen, dass ich bei der Umkehr Minimum 2 Stunden unterwegs war. Drei wären auch noch okay gewesen. Mein Tempo war ein gemächliches marschieren, also eher sowas wie ein Spaziergang mit Stöcken.

Ich war selbstsicher und dachte, die Situation unter Kontrolle zu haben. Was sollte schon geschehen? Ich verspürte keinerlei Zweifel an dem, was ich tat.Irgendwann stand ich vor der Entscheidung, umzudrehen und den selben Weg zurück zu gehen oder weiter geradeaus zu gehen und einfach eine Runde zu drehen. Mir ging es nach wie vor richtig gut und so entschloss ich mich, weiter zu gehen. Der Wald war nun wirklich nicht so groß in seinen Ausmaßen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, mich darin zu verlaufen. Außerdem hatte ich mir ja sehr genau die Karte auf dem Rechner angesehen. Was sollte schon passieren?

Nach einer Weile kam ich aus dem Wald raus und sah ein Schild vor mir, welches mir anzeigte, dass ich nur noch 6,5 Km von Preetz entfernt war. Da spürte ich zum ersten Mal ein ungutes Gefühl in mir hochsteigen. Also machte ich kehrt, marschierte wieder in den Wald zurück und bog links ab, auf den Weg, der mich sicherlich wieder zurück bringen würde.

Ausgerechnet mir passierte sowas!

Die Wahrheit in diesem Fall zu erkennen, war schmerzlich. Und es brauchte etwas Zeit, bis ich mir eingestand, dass ich keinen Schimmer hatte, wo ich mich befand. Trotzdem musste ich jetzt weiter gehen – weil der Rückweg zu lang gewesen wäre und die Dämmerung bevorstand. Es wäre grauenhaft gewesen, im Dunklen den Weg nach Hause zu finden.

Da betete ich zum ersten Mal zum Herrn und bat ihn, mir den richtigen Weg zu zeigen. Kurz darauf erreichte ich eine Weggabelung, an der ich geradeaus, links oder rechts hätte gehen können. Nun war guter Rat teuer.

Herr, du kennst den Weg – ich nicht! spreche ich laut aus und biege auf den rechten Weg ab. Nach einer Weile erreichte ich den Waldrand und folgte dem Wegverlauf. Zweifel keimten in mir hoch. Hatte der Herr meinen Weg bestimmt oder war es nur ich selbst gewesen? Es war ja nun nicht so gewesen, als hätte ich eine laute Stimme vernommen (nicht mal eine leise). Auch wurde ich nicht in die Richtung von einer unsichtbaren Kraft geschoben. Ich hatte das Gebet gesprochen – welches noch recht kurz dazu gewesen war und war einfach abgebogen.

Es wäre klüger gewesen, einfach umzudrehen und den Weg zurück zu gehen, als ohne Karte weiter voran zu marschieren. Ich blickte auf die Uhr und seufzte. Die Zeit lief langsam ab. Und noch immer wusste ich nicht, wo ich überhaupt war. Und wie lang der Weg sein würde, den ich gehen musste. Trotz Zweifel wusste ich aber eines: Ich war ein Kind Gottes und vertraute dem Herrn! Deswegen marschierte ich nun umso forscher vorwärts und verscheuchte die negativen Gedanken.

Und der Herr schickte mir Hilfe!

Zweifel als Christ? Wie gehe ich damit um?

Als ich den Wegesrand erreichte, kam mir ein junger Mann entgegen, der anscheinend auf dem Weg zur Arbeit war. Ich freute mich wirklich, ihn zu sehen! Nun konnte ich jemanden nach dem Weg fragen. Er zeigte mir, wohin ich gehen musste. Ich bedankte mich bei ihm und bog nach links ab.

Der Weg würde noch lang sein, aber nun hatte ich die Gewissheit, wenigstens in die richtige Richtung zu gehen! Ich erreichte den Waldrand um ca. 18:20, als die Dämmerung gerade einsetzte. Um 14 Uhr war ich zu meinem „Abenteuer“ gestartet und war über vier Stunden insgesamt unterwegs gewesen, da ich bis auf zwei kurze Pausen von ca. 5 Minuten durchmarschiert war.

Das tiefe Vertrauen überwog meine Zweifel

Man muss sich nicht im Wald verirren, um zu zweifeln. In unserem Alltag gibt es viele Situationen, die unser Vertrauen auf den Herrn testen. Ein bekennender Christ ist ein Mensch mit Fehlern und Schwächen wie jeder andere auch. Dazu gehören die Zwiegespräche, die man mit sich selbst führt, wenn man in einer verzwickten Lage ist.

Aber, das Vertrauen auf den Herrn ist größer als alle negativen Gedanken, die einen manchmal versuchen zu beeinflussen. Als ich das Schild gesehen hatte, welches mir den Weg nach Kiel zurück zeigte, war ich so erleichtert und dankbar. Ich kann das nicht in Worte fassen! Der Herr ist mein Heil und mein Schild. Es mag nicht klug gewesen sein, ohne Karte loszuziehen, aber für das nächste Mal habe ich mir sowieso vorgenommen, erstmal einfach umzukehren, wenn die Zeit für den Rückweg erreicht ist.

Mich hat dieser Tag mal wieder gelehrt, dass ich vollkommen vom Herrn abhängig bin. Und das Er es ist, der seine Hand schützend über mich hält. Trotzdem werde ich das nächste mal mir die Wegstrecke ausdrucken. Denn der Herr hat mir ja einen Verstand geschenkt und den sollte ich ruhig ab und zu nutzen 😉

Kristina