Den Willen habe ich… oder der Joghurt

Den Willen habe ich...

Freitag Abend, ich ziehe meine Schuhe an, um einzukaufen. Während ich den Geldbeutel in meinen Beutel verstaue, denke ich darüber nach, wie viel Frieden mir der Herr schenkt. Ich denke auch daran, dass wer der Größte sein will, der Kleinste hier auf Erden sein muss. Die Zeit zum Herrschen ist nicht da, sondern die Zeit zum Dienen.

Ganz ehrlich denke ich bei mir „Ja, Herr, ich möchte dir dienen!

Mit diesen Gedanken verlasse ich das Haus und betrete fast beschwingt den Supermarkt. Heute brauche ich nur Getränke. Mit zwei Flaschen bewaffnet und noch immer mit dem seligen Gedanken des Dienens, stelle ich mich an der Supermarktkasse an. Eine Kundin vor mir dreht sich um und macht mich auf einen heruntergefallenen Joghurt aufmerksam. Direkt neben dem Band auf dem Boden liegt die schöne Bescherung. Der Becher ist aufgeplatzt und ein großér Teil des Inhaltes hat sich auf den Fliesen breitgemacht.

Ich frage die Kundin vor mir, ob sie schon jemanden auf den Joghurt aufmerksam gemacht hat, aber sie versteht mich nicht und erwidert nur, dass das nicht ihr Joghurt gewesen ist. Hmmm… gut. Aber die Schweinerei kann ja da nicht liegen bleiben.

Also gehe ich zu einer Mitarbeiterin und erzähle ihr von dem Malheur.

Diese geht zu einem Schrank und holt eine Plastiktüte raus, die sie mir reicht mit den Worten „Einfach da reintun“. Ich halte die Plastiktüte in den Händen, drehe mich zum Joghurt um und begreife nur langsam, dass ICH den Joghurt da reintun sollte.

Als die Mitarbeiterin mir eine Rolle überreicht, damit ich den Rest wegwischen kann, dämmert es mir, dass hier der perfekte Zeitpunkt des Dienens gekommen ist. Wie sagt die Bibel?

Den Willen habe ich…

Wer der Größte sein will, soll der Kleinste von euch sein!

Und was mache ich? Ich meine, das ist ja nicht MEIN Joghurt gewesen, also warum sollte ICH das wegmachen? Und außerdem, genau!

Als die Mitarbeiterin mir die Rolle überreicht, gebe ich ihr die Plastiktüte zurück und sage „Ich war das nicht.“

„Achso, ich dachte Sie wären es gewesen.“

Jetzt geht sie los und macht den Fleck weg.

Während ich an der Kasse stehe, denke ich darüber nach, dass das wirklich der perfekte Zeitpunkt gewesen wäre, ganz christlich etwas zu tun, was man sonst nicht tut. Und ich habe diesen Augenblick verstreichen lassen.

Ich erzähle diese Geschichte gerne, einfach, um zu zeigen, dass ich Gott dankbar bin, dass er mir das gezeigt hat. Durch den Heiligen Geist wurde ich darauf aufmerksam gemacht und auch wenn ich genau das, was ich tun wollte, nicht getan habe – war das eine gute Übung für mich.

Es war wirklich eine Situationskomik, als ich ihr die Tüte wiedergab und darauf bestand, ihr zu sagen, dass das nicht mein Joghurt gewesen ist. Es war menschlich. Nicht sehr christlich und vorbildlich, aber menschlich. Und genau darum erzähle ich diese Geschichte. Weil sie mich lehrt, dass ich ohne Gott nichts tun kann!

Und der Herr wird mir immer wieder Situationen geben, wo ich als Mensch versage. Damit ich im Gebet bleibe und in der Dankbarkeit. Der Herr liebt mich, genau so viel wie jedes andere Kind Gottes. Und in unserem Versagen, wird seine Liebe gegenüber uns groß. Falls ich irgendwann wieder im Supermarkt etwas liegen sehe und man mir die Plastiktüte reicht, werde ich diesmal mit anpacken und es aufwischen. Dessen bin ich mir sicher.

Auf der anderen Seite weiß ich, dass Gott mir immer wieder Situationen geben wird, wo ich versage, obwohl ich mir das Vollbringen fest vorgenommen habe. Und wenn wir versagen, lasst euch nicht vom Feind einreden, dass ihr nichts wert seid! Genau das ist nämlich Nahrung für den Feind, dass er uns dann einflüstert, dass wir nichts schaffen. Jesus ist Sieger! Wir sind Menschen mit menschlichen Fehlern und Schwächen. Aber der Herr wirkt durch uns und gibt uns Situationen, an denen wir im Glauben wachsen dürfen!

Darum, seid dankbar für jede Situation, in denen ihr versagt – weil Gott uns durch sein Wort aufrichtet und uns tröstet. Wir sind keine Supermänner (und Frauen!), sondern sind von Gott abhängig. Und er wird das Werk, welches er in uns begonnen hat, vollbringen. So steht es im Philipperbrief und darum dürfen wir das auch so annehmen!

Ich wünsche euch nicht nur einen gesegneten Sonntag, sondern auch eine gute und lehrreiche Woche mit dem Herrn, unserem König!

Kristina