Auf gar keinen Fall wollte ich Christ werden!

Auf gar keinen Fall wollte ich Christ werden!

Das Bild von einem Christen hatte ich ganz klar im Kopf: Überheblich, immer lächelnd, sich selbst für unfehlbar haltend. Und ständig lasen sie in der Bibel und wussten alles besser. So wollte ich nicht werden. Niemals!

Ich lebte das Leben eines guten Atheisten und war sauer auf Gott, wenn in meinem Leben etwas schief lief, vergaß ihn aber sofort wieder, wenn mir was gelang. Obwohl ich schon immer eine tiefe Sehnsucht nach dem Himmel verspürte und wusste, dass es ein höheres Wesen als uns geben müsste, lehnte ich Gott ab.

Meine Mutter bekehrte sich zum Herrn, als ich 19 Jahre alt war. Freudig hatte sie mir am Telefon erzählt, dass sie einen neuen Freund namens Jesus hätte…

Ich hätte bei dieser Gelegenheit gerne den Hörer auf die Gabel gelegt, weil ich diese Fröhlichkeit von ihr nicht ertragen konnte und mich schmerzlich daran erinnerte, dass es mir seelisch nicht gut ging. Ich wollte das was sie hatte, aber irgendwie doch nicht. Jesus sollte nicht mein Herr sein! Aber in den Himmel wollte ich trotzdem. Sich sozusagen durch das himmlische Tor zwängen und hoffen, man wird von den Engeln nicht erwischt.

In dieser Zeit telefonierte ich mit meiner Mutter unregelmäßig. Dennoch erreichte sie es, dass ich sie an einem Sonntag in ihre Gemeinde begleitete. Meine ablehnende Haltung war auf höchste Alarmstufe gestellt. Ich wollte kein Christ werden und diese Leute würden mich nicht zu einen der ihren machen können! Außerdem hatte ich Sorge, dass meine Mutter in einer Sekte war und wollte mir diese Gemeinde mal näher ansehen.

Unerwartete Freundlichkeit schlug mir entgegen

Dann betrat ich das Gebäude und wurde von vielen lächelnden Menschen begrüßt. Da ich mit meiner Mutter unterwegs war, stellte sie mich diesen Menschen natürlich mit Namen vor.

Unerkannt geht anders.

Diese Freundlichkeit konnte ich kaum aushalten. Alle Alarmglocken in meinem Kopf waren angeschaltet und läuteten mit einem lauten ACHTUNG durchs Hirn. Was wollten sie von mir? Warum waren sie so nett? Sie kannten mich doch gar nicht.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das lächeln mir gegenüber echt war, obwohl sie ja nicht nur zu mir freundlich waren, sondern zu allen anderen ebenso. Das liegt daran, dass ich Menschen nur schwer vertrauen kann. Ist sozusagen eine Störung. Aber das wusste ich damals noch nicht (das es eine Störung ist), sondern dachte einfach nur die ganze Zeit, dass man mir etwas vormachte.

Es gab genügend Dokus über Sekten, wo die Neuankömmlinge freundlich aufgenommen werden und später – wenn diese sich dann in der Gruppe integriert hatten – unter Druck gesetzt wurden. Ich wollte wachsam bleiben. Und blieb es auch.

Der Gottesdienst begann schließlich und ich kam mir vor wie auf einem fremden Planeten. Es wurde gesungen mit einer solchen Inbrunst, die ich von den Landeskirchen nur selten kannte. Eigentlich eher gar nicht.

Auf gar keinen Fall wollte ich Christ werden!

Diese Menschen waren anders

Da saß ich nun. Mitten unter lauter fröhlicher Menschen. Als alle aufstanden, um zu beten, blieb ich demonstrativ sitzen. Haltung musste sein! Schon damals!

Trotzdem musste ich zugeben, dass diese Christen etwas besaßen, was ich nicht besaß. Sie konnten sich ja nicht alle verabredet haben, an diesem Tag zu lächeln und freundlich zu sein. Also musste etwas in ihnen gewirkt haben. Doch ich war zu stolz und zu verbohrt, um danach zu forschen, was es war.

Nach diesem Besuch widmete ich mich wieder der Welt und all ihren Fallen, die ich damals für Vergnügungen gehalten habe. Ich lebte alleine in Hamburg, machte eine Ausbildung zur Bürokauffrau und muss nicht weiter ausführen, was man da alles machen kann.

Wenn ich heute daran denke, wie stur ich gewesen bin, ist es mir immer noch unbegreiflich, dass Gott mein Leben gerettet hat. Ganz ehrlich, ich wäre nicht so barmherzig mit mir umgegangen. Der Herr sah ja nicht nur, was ich getan habe, sondern er kannte alle meine Gedanken! Und Himmel, was habe ich manchmal auf ihn geschimpft…

Die Frage lautet: Warum eigentlich?

Meine Mutter wird mir sicher öfters erzählt haben, dass wir gerettet werden müssen. Aber ihre Wörter gingen nicht in den Kopf hinein. Es dauerte wirklich noch viele Jahre und unzählige Katastrophen später, bis die Worte Gottes endlich endlich das Herz erreichten.

Und dann – wurde ich Christ!

Über das wie habe ich im ersten Zeugnis bereits ausführlich geschrieben. Heute wollte ich mich nochmal ein wenig mit der Vergangenheit befassen, wie ich damals war und wie verquer ich gedacht habe.

Auf der einen Seite wollte ich in den Himmel.
Auf der anderen Seite wollte ich aber keinen Herrn über mir haben.

Anstatt die Bibel zu lesen, hatte ich das Bild eines strafenden Gottes vor Augen, der mir Befehle erteilt. Ich wollte ja selbst über mein Leben bestimmen. Und wie gut das funktionierte, habe ich ja dann in den vergangenen Jahrzehnten erlebt…

Die ganze Zeit hatte ich einen Herrn, dem ich gehorchte. Und das war Satan. Ich glaubte seinen Lügen anstatt mich ernsthaft mit Gottes Wort auseinanderzusetzen. So verging viel Zeit.

Sicher könnte ich sagen, dass ich mich lieber im Jugendalter bekehrt hätte, aber es ist so wie es ist. Hauptsache ist ja, dass man es getan hat. Gott wird mir im Himmel keinen Vorwurf machen, dass ich so lange gebraucht habe, es zu kapieren, sondern er wird mich mit offenen Armen empfangen.

Das ich mal Christ werden würde, hätte ich niemals gedacht. Aber so ist es.

Und ich bin dem Herrn so dankbar dafür, dass er so viel Geduld mit mir hat!

Kristina

Auf einen Blick: